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■ Rosi Rolands Bremerhavener GeschichtenTapferer Bürgermeister

Manfred Richter, Bremerhavens Oberbürgermeister und ein liberaler Geist, hat neben seinen Amtspflichten ein schönes Hobby – er klampft und spricht bei den „Müllfischern“, einem lokalen Kabarett. Da Kabarett-Gruppen sich auch lokalen Themen widmen, hat dieses Hobby hin und wieder seine pikanten Seiten.

Im neuen Programm „Der Klügere macht Krach“, das am 16. Januar uraufgeführt wird (20 Uhr, Lukaskirche in Leherheide), wird die Phantasie der BesucherInnen in das Magistratseigene Fortbildungshotel führen. Kommt in dem aktuellen Programm auch der aktuelle Zankapfel Bremerhavens, der Ocean-Park, vor? „Na sicher“, lacht Helene Daininger, die Chefin der „Müllfischer“, und verrät vorab immerhin soviel, daß da der „Friedenspreis der Städtischen Sparkasse vergeben wird und zwar an einen „Penner“, der die Form des Ocean-Parks erfunden hat, „mit der der Bürgerkrieg in Bremerhaven vermeidbar ist“.

Die Idee ist im Grunde ganz einfach: Die überregional anreisenden Touristen-Ströme werden in Bremen am Space-Park abgeladen, „denn da gibt es einen Parkplatz“. Im Gegensatz zu dem Köllmann-Konzept für das alte Hafengebiet in Bremerhaven, wo die Zufahrt- Probleme ungelöst sind. In Bremen werden die Gäste dann auf Fahrräder (oder, Alte und Behinderte, auf Rikschas) gesetzt und radeln gemütlich zur Seestadt. Exklusiv werden sie von Bremerhavener Einzelhändlern verpflegt, die damit ihren Umsatz erhöhen können, ohne daß zusätzliche Einzelhandels-Flächen entstehen müssen. In Bremerhaven angekommen werden die übermüdeten Ocean-Park-Gäste dann erstmal in Hotels verfrachtet, die damit eine gute Auslas-tung erfahren. Dort schalten sie zur Entspannung den Fernseher an und sehen auf dem Haus-Kanal – den Ocean-Park, die totale virtuelle Show, noch höher, noch schöner, noch größer als alle „Blauen Bände“ aus Wiesbaden ihn ausmalen konnten. Diese Form des Ocean-Parks schont das historische Hafengebiet der Stadt und das Stadtsäckel, weil der virtuelle Ocean-Park am Ende viel billiger wird als es der reale werden könnte. „Alle Argumente, die gegen den Ocean-Park sprechen, haben wir entkräftet“, sagt die Chefin der Müllfischer. Wer die Idee zu diesem Sketch hatte? „Natürlich ich selber.“

Der Oberbürgermeister aller BremerhavenerInnen allerdings, der hat kurz vor Weihnachten erklärt, daß er sich leider nicht mehr beteiligen könne. Hat er aufgehört bei den Müllfischern? „Nein“, widerspricht Helene Daininger, „er ist diese Spielzeit krank“.

In seiner Arbeit als Bremerhavener Oberbürgermeister läßt er sich das nicht anmerken. Wie aufrecht und tapfer die Männer sind, staunt Rosi Roland

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