(A) und (P), anti- und sym-pathisch

■ Ratsherrn-Cup: St. Pauli wird Erster und Dritter, HSV fliegt vorzeitig raus

Die Motivation für St. Paulis Profis erfolgte recht ungewöhnlich. Als sich die Zweitliga-Kicker auf einer Balustrade für das Halbfinale warm machten, scholl es ihnen von unten „Ei-gen-tor, Ei-gen-tor!“ entgegen. Die Aufforderung zur Selbstschädigung kam von einigen St.-Pauli-Anhängern, die eher die eigenen Amateure favorisierten. Bekenntnisse waren gefragt, lautete ein Halbfinale beim Ratsherrn-Cup doch St. Pauli (A) gegen St. Pauli (P) – Amateure gegen Profis.

Die größeren Sympathien beim größeren Teil des Anhangs genoß das (A)-Team, das zuvor die HSV-Profis mit 4:1 vorgeführt und den Titelverteidiger somit vorzeitig aus dem Turnier geworfen hatte. Im Halbfinale war nach einem Foul des (P)-Spielers Markus Lotter im braun-weißen Anhang gar vereinzelt der Achtziger-Jahre-Schlager „Raus die Sau!“ zu hören. „Für diese Reaktion haben die Profis ein halbes Jahr gearbeitet“, kommentierte ein Fan trocken.

Indes trat der Zorn recht moderat zutage. Nie war der Pauli-Fan-Block so leise wie während des Spiels, in dem es intern Sym- und Antipathien zu verteilen gab. Und das (P)-Team, entschlossen, doch lieber eigene Tore zu schießen, setzte sich mit 4:1 durch und besänftigte die Gemüter wieder.

Zumal am Ende beide Mannschaften zufrieden sein konnten. (A) sicherte sich im Neunmeter-Schießen gegen den FC Aarau den dritten Platz, und der gerade der A-Jugend entwachsene Gian-Pierre Carallo wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. (P) gewann im Endspiel mit 3:2 gegen Sparta Prag und wurde wieder vom gesamten Millerntor-Anhang unterstützt.

Der Amateur-Anteil am Siegtor gegen die Tschechen war auch nicht eben gering: Ivan Klasnic, von (A) zu (P) delegiert, bereitete das 3:2 vor; es vollendete Tim Gutberlet, der zwar zum Profi-Kader zählt, sieben seiner bisherigen zehn Spiele für den FC aber im (A)-Trikot bestritten hat. Folke Havekost

13. Ratsherrn-Cup. Endspiel: St. Pauli (P) – Prag 3:2, 3. Platz: St. Pauli (A) – Aarau 5:4 i.N. Halbfinals: St. Pauli (P) – St. Pauli (A) 4:1, Prag – Aarau 6:5 n.N.