Die OSZE vermittelt im Kosovo

■ Die internationalen Beobachter bemühen sich in Geheimgesprächen um die Freilassung von acht serbischen Soldaten. Sie sind in der Gewalt der UCK-Guerilla. Die jugoslawische Armee nimmt zwei Dörfer unter Beschuß

Priština (taz) – Stündlich wurde gestern in Priština die Freilassung der acht von der kosovoalbanischen Guerilla UCK entführten jugoslawischen Soldaten erwartet. Sie waren am Freitag morgen in ein von der UCK kontrolliertes Gebiet zwischen den beiden Städten Kosovska Mitrovica und Podujevo, 30 Kilometer nördlich von Priština, gefahren. Die Guerilla behauptete in einem Kommunique, die Soldaten hätten Einwohner des Dörfchens Bare beschossen und wären dann festgenommen worden. Auf serbischer Seite spricht man schlicht von Geiselnahme.

Während es in dem Kommunique hieß, der Fall komme vor ein Kriegsgericht in Priština, das die völkerrechtlichen Bestimmungen achten werde, bestätigte Heinz Nitsch, der das Team der OSZE-Beobachter in Kosovska Mitrovica leitet, daß an einem geheimgehaltenen Ort „auf höchster Ebene“ verhandelt werde und man die baldige Freilassung der festgenommenen Soldaten erwarte. OSZE-Beobachter hätten Zugang zu ihnen. Sie seien bei guter Gesundheit und hätten mit ihren Verwandten telefonieren dürfen.

Von Kosovska Mitrovica aus sind es zehn Kilometer nach Stari Trg. Im Dörfchen, wo es die bedeutendsten Bergwerke der Provinz gibt und das bei der serbischen Offensive im vergangenen Sommer weitgehend zerstört wurde, versperrten am Wochenende sechs Panzer der jugoslawischen Armee die Weiterfahrt. Sechs Kilometer hinter dem Dorf, in der Ortschaft Bare, waren die Soldaten der UCK in die Hände gefallen. Am Samstag startete die jugoslawische Armee eine Aktion zur „Befreiung der Geiseln aus der Hand der Terroristen“, wie es in den offiziellen Medien hieß. Doch schon der Augenschein zeigt, daß in der gebirgigen Landschaft hinter Stari Trg die Panzer höchstens die Straße längs fahren können.

Bare ist allerdings auch von Podujevo her zu erreichen. Dort, auf der Hauptstraße von Priština kommmend, waren etwa 40 Panzer stationiert. Während die Serben der UCK am Samstag ein Ultimatum bis 16 Uhr stellten, feuerte ihre Artillerie schon ab 10 Uhr früh Granaten in die von der UCK gehaltenen Dörfer Obrandza und Lapastica hinter Podujevo. Der Beschuß dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit. Gestern abend teilte die jugoslawische Regierung dann mit, daß alle Ultimaten an die UCK „vorerst ausgesetzt“ seien. Am Sonntag blieb es dann auch ruhig.

In Obrandza begannen UCK-Guerillas einen Kilometer außerhalb der von den Serben kontrollierten Stadt auf den Straßen mit den Vorbereitungen für Panzersperren. Ein UCK-Soldat sei beim Beschuß vom Vortag verletzt worden, berichteten die Männer, Tote habe es keine gegeben, auch seien kaum Häuser beschädigt worden. Offenbar zielte die Artillerie auf die Unterstände der Guerilla.

Nach Lapastica waren nach Angaben des örtlichen UCK-Kommandos etwa die Hälfte der nach Weihnachten geflohenen Dorfbewohner wieder zurückgekehrt. Nachdem am Samstag wieder der Granatbeschuß einsetzte, seien die Zurückgekehrten ein zweites Mal geflohen. Am Sonntag waren in der Ortschaft nur noch vereinzelt Zivilisten anzutreffen.

Thomas Schmid Kommentar Seite 12