Peter Unfried
: Tor für Deutschland

■ 1. Spielt Cantona schlechter als Berti? 2. Zum Memorieren: Bertis 14 Tatortsätze

Daß Eric Cantona natürlich ein besserer Fußballer war als Berti Vogts? Darüber zu diskutieren, hieße beleidigte Gesichter in ein Kleinenbroicher Einfamilienhaus tragen. Aber und aus aktuellem Anlaß: Ist Cantona (32) natürlich auch ein besserer Schauspieler als Vogts? Wer nur Sonntag abend den ARD-Tatort „Habgier“ gesehen hat, wird mal frohgemut davon ausgehen.

„Elizabeth“ (GB, 1998, Regie: Shekhar Kapur) läuft derzeit noch in den Kinos, es handelt sich um einen Kostümfilm über die Lehrjahre der englischen Königin Mitte des 16. Jahrhunderts. Cantona gibt einen französischen Botschafter („Monsieur de Foix“). Eine wunderbare Rolle, eigentlich. Da stört sein miserables französisches Englisch nicht.

Ja, Cantona. Man hat ihm Bilder gemalt, man hat ihm Popsongs geschrieben, er hat die Intellektuellen, er hat Philosophen inspiriert. Wie? Indem er Fußball spielte (ähem: schuf), aber nicht darüber redete – und schon gar nicht über sich als Privatperson. „Eric's fame was principally established by saying nothing.“ (Jim White in dem englischen Fußball/ Literaturmagazin Perfect Pitch). Je weniger Cantona preisgab, desto mehr phantasierten die anderen. Über Cantona, den Lyriker, den Maler, den Philosophen.

Cantona hat auch eine Reihe großartiger Werbespots gemacht. Derzeit gibt es einen, wo er als Golfer beim Abschlag fünfmal in den Boden haut. Dann schlägt er den Ball mit dem Fuß und puttet aus 200 Metern ein. Dieser Spot und andere auch spielen ironisch mit dem Image des Fußballers Cantona. (Und sind daher um Klassen besser als die von Vogts, die sein Trainertum bloß abbildeten.)

Nun aber reitet Cantona jenseits allen Fußballs bei der englischen Königin vor, um sie mit einem transsexuellen französischen Adeligen zu verkuppeln. Keine einfache Aufgabe. Dennoch muß man leider sagen: Er scheitert nicht nur daran.

Während der biedere Malocher-Fußballer Vinnie Jones in „Bube, Dame, König, GRas“ (in einer sehr auf ihn zugeschnittenen Rolle) sogar die strenge taz- Kinoredakteurin überzeugt, muß sich der Fußballkünstler Cantona von einem anderen Kritiker die „IKEA-Schauspielschule“ attestieren lassen. Er steht da tatsächlich so steif und hölzern rum, daß man streng denkt: Was steht denn der Fußballer Cantona da rum? Und dann zärtlicher: Wärst du, Eric, doch beim Fußball geblieben. Gemein, einerseits. Andererseits hat man das immerhin am Sonntag über Berti Vogts keine Sekunde gedacht.

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Zum Ausschneiden: Der komplette Text von Berti (52) in dem Quotenknüller (10,07 Millionen) und – man kann schon sagen – Tatort-Klassiker „Habgier“.

14. G'n Abend. Das ist doch euer Kaninchen.

13. Das saß vor meiner Haustür.

12. Es riecht nach Gas.

11. Ja, wollt ihr uns denn alle in die Luft jagen?

10. Erstatte Anzeige; solche Leute arbeiten im falschen Beruf.

9. Gib dem Kaninchen eine Möhre extra; es hat uns das Leben gerettet.

8. Tschüs.

7. Hähä.

6. Jeder.

5. Das ist schon viel schwerer.

4. Das ist fast unmöglich.

3. Was?

2. Na, wenn du Fußballer werden möchtest, paß in der Schule auf, lern einen anständigen Beruf, sonst geht es dir wie mir.

1. Ich mußte, nachdem ich Profi war, weiter als Trainer arbeiten; und das war verdammt hart.

(Hausaufgabe: Lernen Sie das bis nächste Woche auswendig.)

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Und nun die Moral, exklusiv von Günter Netzer: „Ich habe gespürt und gewußt, daß der Fußball ein Gebiet war, wo ich Fähigkeiten und Möglichkeiten hatte, das auch so auszuleben, wie ich mir das vorstellen konnte. Es gibt kein anderes Gebiet, wo ich das hätte tun können.“

(Hausaufgabe: Überprüfen Sie das mal anhand von Netzers Auftritt in Wim Wenders' „Deutsche Bahn AG“-Werbespot.)