Bill Parcells wirkt weiter Wunder

■ Dank der klugen Taktik ihres Coaches sind die New York Jets nach 30 Jahren wieder ein Titelanwärter in der National Football League (NFL)

Berlin (taz) – Wenn irgendwo die New York Jets erwähnt werden, fällt jedem Football-Fan in den USA sofort ein Name ein: Joe Namath. Untrennbar ist das Schicksal des Teams mit jenem lebensfrohen, langhaarigen Quarterback verbunden, der 1969 die bislang größte Sensation im American Football zuwege brachte, den Super-Bowl-Gewinn der Jets gegen die hochfavorisierten Baltimore Colts. 30 Jahre später könnte ein anderer Name Eingang in die Ruhmeshalle der New York Jets finden: der von Chefcoach Bill Parcells, welcher ein absolut desolates Team binnen zwei Jahren in einen Meisterschaftsaspiranten verwandelte. Am Sonntag zogen die Jets durch ein hart erkämpftes 34:24 gegen die Jacksonville Jaguars ins Halbfinale der National Football League (NFL) gegen Titelverteidiger Denver Broncos ein.

Ähnliche Kunststücke hatte Parcells schon vorher bei den New York Giants und den New England Patriots vollbracht, doch gab es nicht wenige, die ihn für komplett verrückt erklärten, als der 57 jährige nach der Super-Bowl-Niederlage gegen die Green Bay Packers im Januar 1997 ausgerechnet zu jener Mannschaft wechselte, die während der ganzen Saison nur ein einziges Spiel gewonnen hatte und zum Gespött der gesamten NFL geworden war.

Durch geschickte Einkaufspolitik und die Vermittlung seiner bewährten Taktik, die vor allem auf starker Defense und möglichst langer Ballbehauptung beruht, schaffte Parcells jedoch erneut ein kleines Wunder und führte sein Team nun ins Finale der American Conference (AFC), was den Jets zuletzt 1982 vergönnt war. Auch gegen Jacksonville war New York rund 40 der 60 Minuten in Ballbesitz, was bitter nötig war, da Jaguars-Quarterback Mark Brunell nicht viel Zeit brauchte, um Punktgewinne seiner Mannschaft vorzubereiten. Besonders am Ende gerieten die Jets in Schwierigkeiten, doch dank einiger dummer Fehler des Gegners kamen sie gerade noch davon. Bei den immer stärker werdenden Broncos können sie sich ähnliches nicht leisten, was auch Linebacker Pepper Johnson klar ist: „Wir wissen, daß wir auf keinen Fall gegen Denver gewinnen können, wenn wir so spielen wie heute zum Schluß.“

Das einzige Team, das 1996 gegen die New York Jets verlor, waren im übrigen die Arizona Cardinals. Auch diese haben sich inzwischen gerappelt, unterlagen am Sonntag aber dennoch klar mit 21:41 den Minnesota Vikings, die es im anderen Halbfinale mit den Atlanta Falcons zu tun bekommen. Matti