■ Cash & Crash
: Das China-Syndrom

Berlin (taz) – Selbstverständlich war der Konkurs der chinesischen Investmentgesellschaft Gitic gestern kein Thema für die Deutsche Bank. Zumindest wiegelte ein Sprecher der größten deutschen Bank die Verluste seines Arbeitgebers in der chinesischen Provinz ab. Lediglich einen „niedrigen einstelligen Millionenbetrag“ habe die Deutsche Bank der staatlichen Guangdong International Trust & Investment Corp. (Gitic) geliehen. Das Engagement sei also zu vernachlässigen.

Das fanden die Anleger an der Frankfurter Börse nicht. Die Aktien der Deutschen Bank fielen bis mittags um 2,16 Prozent auf 54,40 Euro. Der Dresdner Bank erging es nicht besser, obwohl auch ihr Sprecher versuchte, den Verlust herunterzureden. Die Dresdner sei nur „im unteren zweistelligen Millionenbereich in D-Mark“ bei Gitic engagiert gewesen. Dennoch fielen ihre Aktien um 2,45 Prozent auf 40,54 Euro.

Denn irgendwie müssen die 124 Millionen US-Dollar zusammenkommen, die deutsche Banken der chinesischen Gesellschaft geliehen haben. Französische Banken sollen 144 Millionen US-Dollar und sechs Hongkonger Banken zusammen 140 Millionen US-Dollar durch den Gitic-Konkurs verloren haben. Laut South China Morning Post hat die Hongkonger Zentralbank die Banken bereits aufgefordert, Rücklagen zu bilden.

Weg ist weg. Da nützt es auch nichts, daß Gitic der Provinzregierung Guangdong gehört. Die Banken hatten sich zudem auf die chinesische Zentralregierung verlassen. Die hatte Gitic im Oktober mit der Begründung geschlossen, die Investmentgesellschaft sei pleite und könne die Zinsen nicht zahlen. Bei soviel staatlicher Fürsorge, vertrauten die internationalen Geldgeber jedoch weiter auf die Rückzahlung der Kredite. Am Sonntag teilte die Regierung ihnen mit, daß Gitic in Konkurs gehe und somit die zweitgrößte Investmentgesellschaft des Landes abgewickelt würde. Geld aus der Konkursmasse bräuchten sie nicht zu erwarten, da zunächst die Ansprüche der knapp 28.000 Privatleute abgegolten würden. Den Banken bliebe ja der Weg vor chinesische Gerichte. Diese Möglichkeit jedoch verspricht wenig Erfolg, da die Richter als so überlastet wie korrupt gelten. Das Schwesterunternehmen der Gitic, die Guangnan Holding, mußte übrigens gestern mitteilen, daß sie fällige Millionenkredite im Januar nicht begleichen kann. Ulrike Fokken