Banken und ein geplatzter Schneeball

■ Bremer Nordfinanz-Bank streitet mit der Dresdner Bank um 14,7 Millionen Mark wegen fauler Geschäfte mit Campingplätzen

Das Geldgewerbe hält sich viel auf Diskretion zugute. Daher ist das, was sich gestern vor der 4. Zivilkammer des Bremer Landgerichts abspielte, bemerkenswert: Dort trafen die Nordfinanz Bank (NF) und die Dresdner Bank aufeinander. Das kleine Bremer Geldhaus verlangt vom Frankfurter Giganten Schadensersatz über 14,7 Millionen Mark, weil die Dresdner sie wissentlich in ein faules Geschäft habe hineinlaufen lassen.

Der Rechtsstreit gehört zu den Ausläufern eines Krimis um Anlagebetrug und krumme Finanzgeschäfte, in dessen Verlauf Anfang der 90er Jahre fast 5.000 Kleinanleger um insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag geprellt worden waren. Im sogenannten „Campingplatzskandal“ hatte die Firma „Fundus“ über einen Strukturvertrieb Parzellen auf 22 Campingplätzen, vor allem in Ostwestfalen, als Kapitalanlagen mit beträchtlichem Renditeversprechen verkauft. Diese waren aber aus den Immobilien nicht zu erwirtschaften und nur deshalb erreichbar, weil Fundus die Parzellen sofort zurückpachtete und obendrein eine „Aufwendungspauschale“ bezahlte. Als Fundus 1994 in Liquiditätsschwierigkeiten kam, brach das „Schneeballsystem“ zusammen, bei dem immer neues Geld von Neueinsteigern die Verluste aus dem laufenden Geschäft stopfen mußte. Fundus-Chef Walter Lohmann ist inzwischen zu acht Jahren Haft wegen Betrugs verurteilt.

Die Dresdner Bank war seit 1988 Finanzier von Fundus. Ihre Filialen in Bottrop und Essen stellten erst Kredite für den Ankauf der Campingplätze durch Fundus zur Verfügung und streckten auch den Anlegern Summen von um die 30.000 Mark vor, mit dem diese ihre Parzellen bezahlten. Zwei leitende Mitarbeiter der Dresdner Bank sollen für ihre Hilfe bei dem Geschäft Millionen an Schmiergeldern kassiert haben und stehen derzeit vor Gericht.

Nordfinanz Bank Chef Hans-Jörg Kern sieht sein Haus nun als Opfer der Dresdner Bank. Denn die Bremer waren seit 1992 eingestiegen und hatten den Parzellenkäufern Geld geliehen. Zu einem Zeitpunkt, so das Argument der Kläger, als die Dresdner Bank schon lange wußte, daß das Fundus-Modell nicht trägt. „Die Dresdner Bank hat geholfen, ein System zu installieren, bei dem von vorneherein feststand, daß zwei Gruppen, die Anleger und die finanzierenden Banken, zwangsläufig zu Schaden kommen“, sagte der Anwalt der NF-Bank. Kern betonte, die NF-Bank habe sich nicht um die Güte der Anlage gekümmert, sondern die Kredite allein nach der Bonität der Kunden vergeben. Insgesamt finanzierte die NF-Bank nach Angaben Kerns für 601 Käufer 696 Parzellen auf 14 Plätzen.

Als nach der Fundus-Pleite die garantierten Pachtzahlungen an die Parzelleninhaber ausblieben, und die Kredite der Anleger faul wurden, einigte sich die NF-Bank mit den meisten ihrer Kunden auf einen Vergleich. Ähnlich verfuhr auch die Dresdner Bank mit ihren Kreditnehmern. Weil die Bremer im Vergleich auf Forderungen von 14,7 Millionen Mark verzichten mußten, verlangen sie diese Summe jetzt von der drittgrößten deutschen Bank zurück. Diese hätte die Fundus-Geschäfte als windig durchschauen und stoppen müssen.

Auch ehemalige NF-Bank-Kunden möchten ihren Verlust von der Dresdner Bank ersetzt haben. Zwei Gruppen von Geschädigten haben nach Auskunft der Bevollmächtigten der Dresdner in erster Instanz in Bielefeld Schadensersatz von 10.000 Mark erstritten. Die Dresd-ner Bank ist in die Berufung gegangen. Allerdings sei es eine „andere rechtliche Konstellation“, betonte der Vorsitzende Richter Walter Ellwanger, wenn eine Bank gegen eine andere klage.

Und weil die Lage so verzwickt ist und sich wegen diverser fehlender Unterlagen am Mittwoch nicht genau klären ließ, was die Dresdner Bank zu welcher Zeit über die Mechanismen der Fundus-Geschäfte gewußt hat, und was sie davon an andere hätte weitergeben müssen, vertagte das Gericht das bereits zwei Jahre laufende Verfahren. fog