„Ein Rahmen, in den wir reinpassen“

■ Blixa Bargeld über das atonal-Festival, die Mode und die Wiedertaufe

taz: Die Einstürzenden Neubauten sind schon auf dem allerersten atonal-Festival aufgetreten, 17 Jahre später seid ihr bei der Neuauflage dabei. Was bedeutet das für euch?

Blixa Bargeld: Für mich ist es in erster Linie mal ein Auftritt in Berlin. Wir spielen in der Regel ja nicht jedes Jahr hier. Es ist ganz angenehm, daß das in einem Rahmen ist, in den wir vielleicht – vielleicht – reinpassen.

Das weckt also keine romantischen Erinnerungen?

Ich neige nicht übermäßig dazu. Schön, das erste atonal-Festival ist 17 Jahre her, und das war ein ausgezeichnetes Konzert. Wir waren damals an einem Zeitpunkt, an dem wir selber für uns am besten waren in dem, was wir da machten. Ansonsten beobachte ich das jetzt eher aus der Distanz und stelle fest, wie die Dinge aus der Mode kommen und wieder zurückkehren. Ich finde das eher erheiternd. Aber ansonsten läßt mich das wohl kalt.

Hatten die Festivals, mal abgesehen von eurem eigenen Auftritt dort, eine Bedeutung für Sie als Musiker, waren sie eine Inspiration?

Nö.

Macht es Sinn, das Konzept jetzt wiederzubeleben?

Das habe ich mich auch schon gefragt. Das überlasse ich dem Veranstalter, der das aus der Wiedertaufe gehoben hat. Ich nehme mal an, Michael Schäumer weiß, was er tut. Mir ist es eigentlich nur lieb, daß es insgesamt ein Rahmen ist, in den wir reinpassen. Das ist doch angenehm, würde ich denken. Hoffen wir, daß es so sein wird.

Aber war das atonal-Festival nicht zu sehr mit dem Mythos von Berlin als Mauerstadt verbunden, als daß es heute noch funktionieren könnte?

Das kann ich nicht beurteilen, weil diese Stadt für mich immer das Neutrale, der Nullpunkt war. Wenn jemand sagt, Neubauten, das ist für ihn Westberlin, die Mauerstadt, dann könnte ich da auch nicht widersprechen.

Ich meinte die Frage nicht bezogen auf die Neubauten, sondern auf das Festival...

Ich habe das Festival nicht veranstaltet.

Aber Sie haben es mitbekommen.

Ich habe da gespielt. Wenn jemand behauptet, das hat viel zu tun mit Mauerstadt und Westberlin... Ja gut, von mir aus. Vielleicht hat es auch ganz viel mit Hausbesetzungen zu tun, vielleicht hat es ganz viel mit 80er Jahre zu tun, ich bin aber nicht der Wiedertäufer dieses Festivals.

Das nicht, aber Sie sind eine der zentralen Figuren der 80er Jahre in Westberlin.

Ja, aber ich kann es nach wie vor nicht beurteilen, weil ich immer noch in Berlin lebe.

Was halten Sie denn von der Zusammenstellung des Programms?

Ich kenne das Programm nicht so richtig, ich weiß nur, daß an einem Tag wohl auch Frieder Butzmann spielen soll. Interview: Thomas Winkler