Leo Kirch hat ein kleines Loch in die Box gemacht

■ Der Digitalfernseh-Decoder d-box ist nun erstmals auch für fremde Anbieter offen

Der Medienunternehmer Leo Kirch hat seine Dominanz bei Vertrieb und Technik des Digitaldecoders d-Box gelockert. Künftig können auch andere als die von Kirch mitbetriebenen Sender Premiere und DF 1 Anwendungen für die d-Box entwickeln, und andere Hersteller als Kirch-Partner Nokia können sie herstellen. Das gab Kirchs Techniktochter Beta- Research bekannt. Ein Empfangsgerät wie die d-Box ist nötig, um das künftige Digital-TV zu sehen.

Die Technik der von Kirch mit entwickelten d-Box ist bislang die einzige, die von der Telekom auf ihrem Fernsehkabelnetz eingesetzt wird – sie hat damit fast Monopolcharakter für das Digitalfernsehen. Mit der nun verkündeten Offenlegung der technischen Spezifikationen der d-Box können auch Spiele und verschiedene Programmanwendungen auf der d-Box laufen, die von anderen Firmen als denen Kirchs entwickelt wurden – z.B. sogenannte elektronische Programmzeitschriften, die auf dem Bildschirm durch das Fernsehprogramm führen. Als erster Hersteller erklärte die Firma Philips, sie werde eine weiterentwickelte d-Box auf den Markt bringen. Zunächst hatte Kirch versucht, ein Monopol bei der d-Box zu halten, weil er 1 Million Stück beim Partner Nokia bestellt hatte. Die seien nun alle verkauft, sagte Kirch-Vertreter Dieter Hahn.

Die Offenlegung geht auf eine Forderung des sogenannten technischen Sachverständigenrats zurück, den Kirch nach Monopolbedenken der Kartellwächter installiert hatte. Als Kirch seine d-Box als technischen Standard etablieren wollte, hatte es vor allem Streit mit der ARD gegeben. Deren digitales Angebot war mit der d-Box- Technik nicht vollständig sichtbar. ARD-Digitalkoordinator Michael Albrecht sagte gestern, man werde die Informationen nun prüfen. Es sei noch nicht absehbar, ob und wann das ARD-Angebot vollständig umgesetzt sei.

Gleichzeitig nahm Kirchs Stellvertreter in der Geschäftsführung, Hahn, zu den Plänen für die Hereinnahme neuer Partner Stellung. Die Beteiligung anderer Unternehmen soll Kirchs Finanzprobleme lösen. Die Verhandlungen seien in der Endphase, sagte Hahn. Wahrscheinlich sei ein Verkauf von 10 bis 20 Prozent des Kerngeschäfts. Hahn verwies auf den italienischen Medienzar Silvio Berlusconi als möglichen Partner. lm