Tante Emma stirbt

■ Hamburger Einzelhandel klagt über zunehmenden Verdrängungswettbewerb

Der Hamburger Einzelhandel blickt verhalten optimistisch in die Zukunft. Zwar gab es nach Jahren der Stagnation 1998 ein kleines reales Umsatzplus von knapp oberhalb der Null-Prozent-Marke zu verzeichnen. Doch die Arbeitsplatzvernichtung machte sich in der Branche deutlich bemerkbar: 2.000 Vollzeitarbeitsbeschäftigte verloren im vergangenen Jahr ihren Job, gerade mal 1.500 Teilzeitkräfte rückten nach. Damit zählt der Hamburger Einzelhandel inzwischen weniger als 70.000 Beschäftigte, davon haben 50 Prozent nur Teilzeitjobs. Fast jedeR zehnte ArbeitnehmerIn gibt sich mit 630 Mark oder weniger zufrieden.

Klaus Poetsch, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes der Hansestadt, sieht die Schuld an diesem Trend aber nicht im hemmungslosen Profitstreben alteingesessener Kaufleute, sondern im knallharten „Verdrängungswettbewerb“ der Branche: „Hamburg ist mit Einzelhandelsfläche überversorgt.“ Während die Verkaufsfläche von Jahr zu Jahr steigt und sich heute bereits auf kaum vorstellbare 2,2 Millionen Quadratmeter beläuft – mehr als die gesamte Fläche der Alster –, sinken die Umsätze pro Quadratmeter mit ebenso schöner Regelmäßigkeit.

Da gleichzeitig Unternehmen mit großer Fläche Umsatzanteile auf Kosten der kleinen Geschäfte gewinnen, geht es Tante-Emma-Läden und dem alteingesessenen Fachhandel in den klassischen Hamburger Einkaufsstraßen besonders an den Kragen. Ihre Umsätze sinken. „Wir erleben eine Verarmung der historisch gewachsenen Einkaufsstraßen“, klagt Poetsch.

Der Senat, mahnen die Einzelhändler, dürfe diese Entwicklung nicht noch dadurch beschleunigen, daß er den Bau neuer, großer Supermärkte oder Einkaufszentren zuläßt, wie am Neddernfeld oder am Friedrich-Ebert-Damm bereits geschehen. Wenn überhaupt neue Flächen dafür zur Verfügung gestellt werden müßten, dann dürfe dies allenfalls „an integrierten Standorten“ geschehen, sprich in den Bezirks- und Stadtteilzentren.

Florian Marten