Genuß und Freude
: Hundehalter leben länger

■ Frisch aus der Presse: Das neue Frühjahrsprogramm der VHS ist da

Zu behaupten, demnächst würde sich die gute alte Bremer Volkshochschule den Namen „Bremen Fun Center“ zulegen, wäre noch arg spekulativ. Doch es gibt Zeichen: Statt den Zeigefinger zu heben und säuerliche Gesundheitspädagogik zu predigen, plädiert Ulla Voigt, VHS-Fachfrau für Gesundheit, für „Gesundheitsförderung durch Genuß und Freude“. Oder man denke an die lang geübte Ertüchtigung der Volkskörper in käsemüffelnden Hallen: Heute steht – ob's stürmt oder schneit – „Outdoor-Training“ im Bürgerpark auf dem Programm. Der neue VHS-Katalogs für das Frühjahr 1999 wurde gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Wälzer vom Format eines frühen Neckermann-Kataloges beinhaltet rund 2.000 Veranstaltungen.

Die Sorge um ihre Gesundheit scheint die Menschen zwischen 30 und 60 immer mehr zu beschäftigen. Von insgesamt etwa 21.000 Volkshochschülern suchten sich im letzten Jahr 3.400 Kurse im Gesundheitsbereich aus, Tendenz steigend. Gefragter ist nur der VHS-Klassiker „Sprachen“. Gesundheit ist aber auch ein weites Feld. Es gibt zum Beispiel einen kleinen Schwerpunkt „Hunde“, weil „Menschen mit Haustieren länger leben“. Oder „therapeutische Arbeit mit Mensch und Pferd“. Natürlich gehören alle Arten von Massage rauf und runter zur Gesundheit, aber auch die abgedrehtesten Medizinen (Bachblütentherapie) und sogar Weinseminare und -feste (siehe „Genuß und Freude“). Cool: ein Kochkurs mit Aldi-Food (ehemals eher nicht unter „gesund“ abgehandelt). Und weil man unter Genuß nicht nur Hundehaltung und Essen versteht, bietet die VHS auch einen Kurs zum Thema Aphrodisiaka („Schürze mitbringen!“).

Das Interesse an VHS-Angeboten unterliegt allerlei Moden und Trends. So ist Französisch heute eher out, Spanisch dagegen in (das liegt nicht nur am Scheißwetter – auch Spanisch als Handelssprache ist gefragt). Sicherlich schlau ist, heute schon Russisch, Chinesisch und Arabisch zu lernen. Aber auch Holländer, Dänen, Finnen, Polen, Iraner und Tschechen freuen sich, wenn sie von Urlaubern in ihrer Sprache angesprochen werden.

Nach Kräften bemüht sich die VHS um Nachwuchsförderung. Schon letztes Jahr ein Renner: der „Babysitter-Paß“ für Kids ab 12. Es gibt Sternekucken ab 13, ein PC-Praktikum ab 12, auch eines für Mütter mit Töchtern oder sogar „Mädchen-Power im Internet“. Verstärker bauen ab 15, Jonglieren ab 12, Comiczeichnen oder Bühnenpräsenz ab 14. Übrigens gibt es auch Angebote für ganze Firmen. Rückenschmerzen in der Redaktion? Kratzen sich die Mitarbeiter die Augen aus? VHS anrufen!

Die VHS ist ein städtischer Eigenbetrieb, d.h. sie muß rechnen. Klar, daß ein Kurs Intranet, Zielgruppe Firmenangehörige, ordentlich Geld kostet. Doch es gibt ihn noch, den guten alten Bildungsauftrag. Darum kostet Alphabetisierung nichts und politische Bildung, Ökosachen und Zuwandererkurse meist ebenfalls nichts. „Wir müssen auch den Nicht-Markt-Bereich abdecken,“ sagt VHS-Leiter Horst Rippien, „und wenn wir einen Renner haben, können wir den nicht beliebig teuer machen.“ Dabei zahlen schon satte 35 Prozent ermäßigtes Kursgeld.

Ein Profit Center wird die VHS nie. Dann schon eher ein Fun Center. Auf Seite 254 ist – als Kooperation mit dem DGB! – tatsächlich von „Arbeit und Leber“ die Rede! BuS

Infoline 0421/36159525