Die Weltlenker aus dem kleinen Billund

Winter 1916 im kleinen Dorf Billund, auf der Halbinsel Jütland, der ärmsten Gegend Dänemarks. Der Schafhirt und Tischler Ole Kirk Christiansen hat für seine letzten Kronen eine kleine Tischlerei gekauft. Er arbeitet hart. Schreinert Tische und Kommoden für wenig Geld. Erfolg hat er damit jedoch kaum. Irgendwann fängt er an, aus Holzabfällen Minibügelbretter und Trittleitern für Puppenstuben zu bauen, die in den umliegenden Dörfern zu seiner Überraschung rasenden Absatz finden. Er beschließt, Spielzeugmacher zu werden.

Was allerdings zunächst noch fehlt, ist ein griffiger Firmenname. Ole Christiansen setzt eine Flasche hausgemachten Rhabarber- Rotwein aus, die er jedoch selbst gewinnt: Das dänische „leg godt“ („Spiel gut“) verkürzt er zum genial knappen, einprägsamen Wort Lego.

1947 kommt das neue Zeitalter in Billund an: Als erster Spielzeughersteller Dänemarks kauft der Firmenchef eine Kunststoff- Spritzgußmaschine, mit der er zwei Jahre später den „Automatic Binding Brick“, den Ur-Legostein produziert. Den will zunächst zwar niemand kaufen, doch der Sohn des Firmengründers, Godtfred, der inzwischen die Firmenleitung übernommen hat, erkennt das Potential, das in dem kleinen Steinchen steckt.

1957 verändert er leicht das Bauprinzip und fügt den Noppen auf der Oberfläche drei Röhrchen auf der Unterfläche hinzu, so daß der Legostein nun unbegrenzt stapelbar wird. 1958 wird das Prinzip zum Patent angemeldet, und die märchenhafte Erfolgsgeschichte des Legosteins beginnt.

Die sechziger und siebziger Jahre bringen Legotriumph über Legotriumph. Vor allem in Deutschland, dem Land, das bis heute den größten Absatzmarkt der Dänensteine darstellt, gibt es schon bald kaum noch legofreie Spielzimmer.

Der Konzern, der inzwischen mehrere Milliarden Mark Umsatz im Jahr macht und in 33 Ländern mehr als zehntausend Mitarbeiter beschäftigt, ist immer noch zu hundert Prozent in Familienbesitz. Zur Zeit lenkt Kjeld Kirk Christiansen, ein Enkel des Firmengründers, die Geschicke des Konzerns.

Mit dem neuen Computerstein RCX, der 1997 auf den Markt kam, hofft man in Billund, eine erste Absatzkrise, die Mitte der Neunziger Jahre die Gewinne deutlich schrumpfen ließ, zu überwinden. vw