Auf Du und Du durch den Tarifdschungel
: Was für oder gegen die Telekom spricht

■ Des Rosa Riesen kundenfreundliche Informationsstrategie gegen Nordcom

Gibt es, nachdem es NordCom in Bremen gibt, noch ein Argument, doch bei der Telekom zu bleiben? Das wollten wir von der Telekom wissen. Der Pressesprecher der Telekom Bremen möchte zu Tariffragen nichts sagen und verweist auf die zentrale Stelle in Bonn.

Zweiter Versuch, Anruf bei der Telekom-Telefonzentrale. Wenn ein Kunde wissen will, welche Vorteile die Telekom gegenüber der Nordcom bietet, was würden Sie dem sagen? Die Dame kann zu den Telekom-Tarifen Auskunft geben, nicht aber auf diese Frage. Zuständig ist die zentrale Kundenberatung unter der Nummer 0800/3303333.

Anruf in Bonn, Pressestelle der Telekom. Niemand nimmt ab. Zweiter Versuch, eine Stunde später. Ein netter Herr meldet sich. „Generell sind wir da sehr zurückhaltend“, sagt er. Vor allem aber kenne er das Angebot der NordCom überhaupt nicht. Wir faxen ihm die Information der NordCom und bitten um ein Antwort-Fax, falls die Pressestelle einen Grund mitteilen könne, warum Bremer bei der Telecom bleiben sollten.

Anruf bei der normalen Kundenberatung. Eine freundliche Tonband-Stimme sagt: „Unser Beraterteam steht Ihnen sofort zur Verfügung“. Dann kommt eine Männer-Stimme auf einem anderen Band: „Alle Plätze sind derzeit belegt. Bitte gedulden Sie sich einen Augenblick...“ Nach einem längeren Augenblick nimmt ein freundlicher Herr das Gespräch auf. Wir erklären die Frage: Ortsgespräche zu 6 Pfenning, Deutschland-Gespräche tags zu 23 Pfennig bei der NordCom – gibt es da einen Grund, bei der Telekom zu bleiben? „Da kann ich Ihnen keinen sagen“, meinte der Telekom-Tarifberater entwaffnend offen. Und erklärt, daß die Telekom nicht preiswerter werden könne, weil die Regulierungsbehörde die Tarife genehmigen müsse. Leider.

Per Fax kam übrigens von der Pressestelle der Telekom keine Antwort. Wobei es einen schlagenden Grund gäbe: Über NordCom – es lebe die Regulierungsbehörde! – gibt es keine „call-by-call“-Gespräche. Das bedeutet, wer über seinen Telekom-Anschluß seine Ferngespräche über TelDeFax etwa call-by-call mit „01030“ führt, zahlt tags 17, abends 9 Pfennig bei sekundengenauer Abrechnung, bei NordCom dagegen 23 bzw. 11 Pfennig. Wer sehr viel tagsüber fern und wenig lokal telefoniert, fährt also über NordCom nicht billiger – das aber nicht dank Telekom, sondern dank TelDeFax. Wenn das nicht für die Telekom spricht!

Zum Werbe-Start der NordCom verschickt die Telekom an alle Kunden dicke Briefe mit ihren „neuen, supergünstigen Tarifen“, aus denen eindeutig hervorgeht, daß die Telekom in jeder Hinsicht teurer ist als NordCom. Dieses einzige Argument, das für die Telekom spricht, fehlt allerdings. K.W.