Neue fernmündliche Duftmarke

■ Seit gestern macht die Nordcom als Bremens zweiter lokalglobaler Telefonanbieter der Telekom Konkurrenz.

„Wir sind ein Anbieter, der bremisch riecht und schmeckt“, sagt Dirk Roedler, Geschäftsführer der (sic!) Communications Netmanagement Bremen (CNB). Doch keine Panik: So nah will er seinen künftigen Kunden nur in Ausnahmefällen unter die Nase rücken: Auch Bremens neue Telefongesellschaft Nordcom funktioniert noch fernmündlich.

Gestern ist die Nordcom, als Zusammenschluß der Bremer CNB und der Bremerhavener Nordkom, in den vierwöchigen Testbetrieb gegangen. Tamtaramtam! Ab dem 15. Februar können dann alle Telefonhörer im Lande Bremen dem global player Telekom Adieu sagen und sich mit Ohr, Stimme und Penunzen 'ihrer' totallokalglobalen Telefongesellschaft verschreiben. Das hat vier Vorteile, die auf dem Konto ablesbar sein könnten.

1.Von Bremen nach Bremen (oder nach Weyhe, Delmenhorst, Syke) kann man billiger telefonieren. Das ist der Durchbruch im Ortsnetz, ganz klar. Wie Köln oder Düsseldorf schon seit langem, hat Bremen nun seinen City Carrier, bei dem das Ortsgespräch mit sechs Pfennig in der Minute tagsüber um ein Viertel billiger ist als bei der Telekom. 2. Die Nordcom arbeitet sekundenschnell. Das spart tierisch – Dreisatzsteckenpferd-Reiter wie Kollege Wolschner (taz) können's beweisen – und CNB-Chef Roedler hat wunderbare Diagramme parat: „Wenn Sie im Schnitt 2-Minuten-Gespräche führen, sparen Sie bei der Summe aller Ihrer Gespräche gegenüber einer Minuten-Abrechnung 25 Prozent.“

3. Telefongespräche ganz intim unter Nordcom-Partisanen sind nochmal viel billiger: Das Ortsgespräch kostet tagsüber vier, abends drei Pfennig in der Minute, das strebt gegen Null. Und so unwahrscheinlich ist es vielleicht gar nicht, daß man hin und wieder an einen Nordcom-Kunden gerät. Nicht, weil die Geschäftsführung der CNB noch in diesem Jahr mit 12.000 Kunden rechnet – rechnen kann jeder. Doch schon heute gehören nach Information von Dirk Roedler das Ticket-Service-Center, die Gewoba, die AOK und die Nordsee-Zeitung zum CNB-Kundenkreis. Und auch die Betreiber des Bremer Behördennetzes (alle Bremer Anschlüsse mit 361xxxx und 362xxxx) sehen sich mit dem Auftritt des neuen Bremer Anbieters veranlaßt, ihren Telefonverkehr in spätestens sechs Monaten „neu auszuschreiben“, so BreKom-Geschäftsführer Norbert Schulz. 4. Das Internet. Wer über den hausinternen Provider der Nordcom surft (für pauschal 29,95 DM im Monat), profitiert auch von dem Vier-Pfennig-Tarif.

Die Nachteile liegen im emotionalen Bereich und bei den Ferngesprächen: Nie wieder Lästerorgien über Rons gutes altes Telekommunikations-Unternehmen. Und: Gespräche aus Bremen rüber nach Hannover bis Honolulu werden für eiserne Sparer teurer. Denn Call by call ist über die Nordcom nur zur Telekom möglich. Wer sich ab Mitte Februar dem Bremer Anbieter verschreibt, hätte bei den Vorwahlen von Mobilcom, TelDeFax oder Viatel also keinen Anschluß mehr unter dieser Nummer. Das hat abrechnungstechnische Gründe (“Nicht die Verbindungstechnik“, sagt CNB-Technikchef Joachim Heder, „sondern die Abrechnungstechnik ist das Problem des liberalisierten Telefonmarktes“), kann den leidenschaftlichen USA-Telefonierer aber ziemlich teuer kommen. Wer heute – beispielsweise – via Telekom und Vorwahl 01079 für 24 Pfennig pro Minute mit Onkel Sam sprechen könnte, müßte bei der Nordcom nochmal 45 Pfennig in der Minute drauflegen. Und auch die Inlandsferngespräche sind zwar mit 23 Pfennigen gegenüber den 36-Telekom-Pfennigen kein schlechtes Angebot, werden von anderen Anbietern aber um bis zu sieben Pfennige unterboten. ritz

Die Hotline der Nordcom ist 0180/1027000