"Möbel Hübner statt Beate Hübner"

■ Mehrere tausend Mitarbeiter und Ordensschwestern demonstrierten gestern gegen die geplante Schließung des Hedwigs- und des Gertrauden-Krankenhauses. Selbst der Erzbischof ging auf die Straße

„Wenn einer aus dem Senat bei uns im Krankenhaus liegen würde, die könnten klingeln und klingeln, ich würde das glatt ignorieren.“ Erbost schimpft eine Krankenschwester aus dem Sankt-Gertrauden- Krankenhaus über die Krankenhauspolitik von Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU).

Mit ihrem Ärger steht sie nicht allein. Mehrere tausend Krankenhausbeschäftigte, Ordensschwestern und Sympathisanten demonstrierten gestern gegen die geplante Schließung des Sankt-Gertrauden-, Sankt-Hedwig- und des Malteser-Krankenhauses. Der Zug mit Georg Kardinal Sterzinsky an der Spitze führte von der St.- Hedwigs-Kathedrale zum Roten Rathaus. Die Polizei sprach von 2.700 TeilnehmerInnen, die Veranstalter von 5.000.

Mit bunten Luftballons und Plakaten mit der Aufschrift „Lieber Möbel Hübner als Beate Hübner“ machte sich die Demonstration mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert auf den Weg. Selbst Ordensschwestern skandierten: „Ohne das Gertraudenhaus gehen bald die Lichter aus.“ Unter einem Plakat mit der Aufschrift „Das Hübnerische Würfelspiel. Da spielt das Gertrauden-Krankenhaus nicht mit“, warfen sich zwei Demonstrantinnen einen riesigen Schaumgummiwürfel zu. Auf den Seiten de Würfels standen die Namen der zu schließenden konfessionellen Krankenhäuser Berlins.

„Es ist fast so, als ob die Schließungspläne von Frau Hübner ausgewürfelt werden“, erklärte eine Demonstrantin. Auch Winfried Hegele, Oberarzt der Gynäkologie, schloß sich an: „Wir haben von diesen Plänen erst aus der Presse erfahren. Von einer soliden Krankenhausplanung erwarte ich aber einen Dialog mit den Trägern und Vertretern“, sagte er. „Eben eine vernünftige Politik und keine derartige Willkür.“

Daß Klinikinventar durchaus auch zum Protest taugt, demonstrierten viele Teilnehmer der Demo. Einige Ärzte und Schwestern hatten Metallgefäße in den Händen und betrommelten diese mit 30 Zentimeter langen Zangen. „Eigentlich verwenden wir diese Geräte im Operationssaal, aber hier kann man wunderbar viel Krach damit machen“, sagt Pflegehelferin Gordana Antelman.

Bei der Abschlußkundgebung sprach Clemens Beck, Mitarbeiter des Gertrauden-Krankenhauses, von einer Politik, die als Leitlinie „nur Willkürakte oder Würfelspiele erkennen läßt“. Großer Beifall war ihm sicher. Ein Resümee zog am Ende eine erschöpfte Ordensschwester: „Die Demonstration ist schon ganz gut gelaufen. Ganz so laut hätte es nicht sein müssen. Aber wir mußten uns ja mal Gehör verschaffen.“ Julia Beeck