Gauweiler bringt seinen Spezl durch

Der Machtkampf in der Münchner CSU ist entschieden. Als Nachfolger von Bezirkschef Gauweiler hat sich dessen Wunschkandidat durchgesetzt. Damit ist die Frage wieder offen, wer im Juni gegen OB Ude (SPD) antritt  ■ Aus München Philipp Maußhardt

Im Hauptsaal des Münchner Pschorr-Kellers spielte eine Blaskapelle, und drei Tänzerinnen im Dirndl drehten sich im Kreis. Doch die wahre Musi spielte am Donnerstag abend gleich nebenan im „Kleinen Saal“. Die Münchner CSU hatte zum öffentlichen Showdown geladen um die Nachfolge des zurückgetretenen Bezirksvorsitzenden Peter Gauweiler.

Der Strippenzieher-Peter hatte alles gut eingefädelt: Den Termin seines Rücktritts hatte er nur wenige Monate vor dem regulären Ende seiner Amtszeit so gewählt, daß sein Spezl Johannes Singhammer nur noch den Finger heben mußte. Schließlich wollte Gauweiler um jeden Preis verhindern, daß sein Erzrivale und verhaßter Parteifreund Hans-Peter Uhl ihn beerben könnte. Uhl tritt im Juni als Münchner OB-Kandidat gegen Amtsinhaber Christian Ude (SPD) an.

Doch die mit Edmund Stoiber abgestimmte Hinterzimmerstrategie ging nicht auf. Uhl, der in den Parteigremien wenig, an der CSU- Basis aber um so mehr Freunde hat, bewarb sich ebenfalls und verband damit eine Bedingung: Münchner CSU-Chef und OB- Kandidat müsse ein und dieselbe Person sein. Entweder er oder Singhammer.

Die Erpressung mißlang. Die Delegierten wählten am Abend Singhammer mit deutlicher Mehrheit zu ihrem neuen Häuptling. Hinter dem gescheiterten Erpressungsversuchs Uhls steckt ein schon Jahre währender innerparteilicher Machtkampf um die Führungspositionen des angeschlagenen CSU-Bezirksverbandes, bei dem es mehr um persönliche Antipathien als um echte politische Auseinadersetzungen geht. Uhl hält Gauweiler für einen Intriganten. Der hält Uhl für ein Weichei. Strauß-Tochter Monika hält zu Gauweiler, ebenso Strauß-Sohn Max. Stoiber mag eigentlich weder Uhl noch Gauweiler und ist schon deshalb für Singhammer. Bayerische Politik kann so einfach sein.

Insofern paßte es, daß der Pschorr-Keller schon mal die Faschingsdekoration angebracht hatte, als die 134 Delegierten, ohne Musi, einzogen. Wer in dieser Situation nun mit einer ernsthaften Personaldebatte gerechnet hatte, war wohl zum ersten Mal auf einer CSU-Parteiversammlung. Schon als ein Delegierter den hohen Schuldenstand des Münchner Bezirks (2,5 Millionen Mark) anzusprechen wagte, wurde er von Gauweiler auf die Gepflogenheiten hingewiesen: So was sagt man doch nicht. „Ich mißbillige das in aller Form.“ Dann schritt man schnell zur Wahl.

Gewinner Singhammer (Jurist, 45 und Vater von sechs Kindern) versuchte anschließend eine Siegerpose hinzubekommen, was gründlich mißlang. Dann sagte er etwas wie: „Pack ma's, track ma's, zack ma's“, und ging nach Hause. Gauweiler (Jurist, vier Kinder) nickte gefällig mit dem Kopf, und der unterlegene Uhl (Jurist, 54, drei Kinder) mußte in 39 Mikrofone erklären, daß er es gar nicht so gemeint hätte und nun doch nicht als OB-Kandidat zurücktreten will. Jedenfalls nicht hier und heute, vielleicht aber woanders und übermorgen. Also voraussichtlich Anfang nächster Woche.

Was der Münchner SPD-Oberbürgermeister Christian Ude an diesem Abend tat, ist nicht bekannt. Aber die Hände wird er sich schon gerieben haben.