Kompromiß für das Gedenken

■ Holocaust-Mahnmal soll verkleinert und mit einem Dokumentationszentrum verbunden werden

Berlin (taz) – Ein Kompromiß für das Holocaust-Mahnmal ist seit gestern in Reichweite. Überraschend präsentierte der Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) dem SPD-Fraktionsvorstand einen Kompromiß, den er mit dem New Yorker Architekten Peter Eisenman ausgearbeitet hat. Danach soll das im Wettbewerb für das Mahnmal favorisierte Eisenman-Modell mit den Plänen Naumanns kombiniert werden. Vorgesehen ist, ein verkleinertes Eisenmansches Stelenfeld mit einer Dokumentationsstätte zu verbinden.

Am Dienstag will Naumann seine Idee der SPD-Fraktion vorstellen. Ihr Sprecher Peter Struck kündigte an, daß nun noch vor der Sommerpause eine Entscheidung des Bundestages über das Mahnmal möglich sei. Die CDU- Bundestagsfraktion berät am Mittwoch. Parteichef Schäuble hatte sich stets für das Eisenman-Modell ausgesprochen. Für die Grünen begrüßte Volker Beck, daß „der Widerstand gegen das Denkmal und den Eisenman- Entwurf damit weg ist“. Solange das Mahnmal das bestimmende Element bliebe, sei nichts gegen eine ergänzende Dokumentation einzuwenden.

Für den Mahnmal-Förderkreis sagte Lea Rosh: „Prima, daß Eisenman das Wohlgefallen von Naumann gefunden hat.“ Es komme aber darauf an, daß das Mahnmal im Vordergrund stehe. Allerdings „wäre es eine Selbstverständlichkeit gewesen, den Förderkreis zu informieren“. In Berlin herrscht nach wie vor Uneinigkeit. Während SPD-Fraktionschef Klaus Böger gestern den Kompromiß begrüßte, hieß es vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), einem erklärten Eisenman-Gegner, man wolle die Vorlage abwarten. Barbara Junge

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