Schlagzeug, illusionslos

■ Das „Trio Accanto“ spielt zum 20. Geburtstag der Galerie Katrin Rabus. Vinko Globokar, der ewige Neuerer, war auch da

Seit zwanzig Jahren gibt es diese Galerie in Findorff. Vor einigen Jahren hat Katrin Rabus damit begonnen, Konzerte mit zeitgenössischer Musik in ihren Räumlichkeiten zu präsentieren. Mittlerweile finden etwa sieben pro Jahr statt. Rabus ist damit zu einer verläßlichen Veranstalterin in der Szene geworden. Wenn es weiterhin gelingt, das hohe Niveau zu halten, was heißt eher finanzielle Risiken einzugehen als B-Mannschaften zu engagieren, dann wird sich das Publikum auch auf Dauer überzeugt zeigen – so wie an diesem rappelvollen Jubiläumsabend. Denn nirgends sind erstklassige Interpreten so wichtig wie in der zeitgenössischen Musik.

Im „Trio Accanto“ haben sich die Pianistin Yukiko Sugawara, der Schlagzeuger Christian Dierstein und der Saxophonist Marcus Weiss zusammen getan, alle drei überragende Könner ihres Fachs. Das „Trio Accanto“ war Vorreiter dieser ungewöhnlichen Besetzung. Mittlerweile werden auch Stücke dafür geschrieben. So „In der Ferne“ (1997) von Akemi Kobayashi, die mit der verschwommenen Erinnerung an japanische Kinderlieder und einen Tempelsteingarten sozusagen Distanzen komponiert hat. Selten strahlen so leise Stücke eine so starke Energie aus. Nach den Solostücken von Eliott Carter (Saxophon) und Helmut Lachenmann (Klavier) gab es ein weiteres Stück in Trio-Besetzung: „Ontono del angel“ (1996) des uruguayischen Komponisten Alvaro Carlevaro: ein Stück Klangkomposition, in dem überraschend und zum Teil gewitzt Reste aus harmonisch-traditionellen Stücken auftauchen.

Die Sensation des Abends aber war die Uraufführung von „Terres brulées ... ensuite“ des Altmeisters Vinko Globokar, ein Stück von atemberaubener Kraft, Einfallsreichtum und aktueller Konzeption. Die Pianistin und der Saxophonspieler versuchen gelegentlich, „sich einzurichten“ in traditionellem Sound mit zum Teil irrwitziger Virtuosität, um so eine Art heimatlicher Gemütlichkeit entstehen zu lassen. Aber das gelingt nie: Terres brulées ...! Um sie herum läuft der Schlagzeuger, der mit alltäglichen Material- und Handwerksgeräuschen die kleinen beschaulichen Illusionen zunichte macht, faszinierend vollzogen von Christian Dierstein. Das Publikum zollte dem anwesenden Komponisten viel Beifall. Ein wichtiges Konzert in der neuausgerufenen Musikstadt Bremen. usl