Freier Eintritt für Freies Theater

■ Das neueröffnete Oldenburger „Theater Fabrik Rosenstraße“ wird vor allem mit Kinder- und Jugendstücken bespielt werden

Sekt, Selters und sogar Salzstangen gab's am Freitag zur Eröffnung des neuen „Theater Fabrik Rosenstraße“, alias „Widu-Theater“ und „Theater Winfried Wrede“. Der Grund zum Feiern war ein doppelter. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hatte die geplante Kürzung des Budgets für Freie Theater von 1,5 auf 1,095 Mio. Mark nach massivem politischen Druck doch noch zurückgenommen.

Deshalb dürfen sich die frischgebackenen Hausherren Winfried Wrede und Dieter Hinrichs sicher sein, in den neuen Räumen mit entsprechenden Projektzuschüssen auch anständig arbeiten zu können.

In einer kleinen Talkshow mit lokaler und Länderprominenz wertete es der Vorsitzende des Niedersächsischen Landestheaterbeirats, Kulturwissenschaftler Wolfgang Schneider (Hildesheim), auch als Ausdruck der Symphatie für ein neues Kinder- und Jugendtheater, daß der Beirat seine Sitzung auf den Eröffnungstermin nach Oldenburg gelegt hatte: „Ich möchte das als Signal an die kommunalen Entscheidungsträger verstanden wissen, für den Fortbestand des Projekts Sorge zu tragen.“

Hinrichs und Wrede hatten bislang mit wechselndem Ensemble in der Oldenburger Kulturetage gearbeitet, jedoch nach langjährigem Zwist um Raumvergaben und Probemöglichkeiten nun als „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ das zweijährige Modellprojekt „Rosenstraße“ initiiert. Finanziert wird es mit 95.000 Mark jährlich vom Land Niedersachsen, außerdem wurde der städtische Zuschuß von 30.000 für Widu und Theater Winfried Wrede aus der Kulturetage gelöst und umgebucht. Sollte sich Claus Hüppe, der Besitzer des alten Manufakturgebäudes in Bahnhofsnähe – also ideal für anreisende Schulgruppen – in zwei Jahren doch zum Verkauf entscheiden, würde der städtische Zuschuß allerdings verfallen, sofern noch kein neues theatertaugliches Gebäude gefunden ist.

Die „Fabrik Rosenstraße“ wurde in den letzten Jahren vom Stadttheater als Ausweichspielstätte genutzt. Hinrichs und Wrede suchten schon lange Zeit nach Kooperationsmöglichkeiten mit dem Intendanten Stephan Mettin im Kinder- und Jugendtheaterbereich, was bisher am schwerfälligen Staatsapparat des Staatstheaters scheiterte. „Vielleicht bringt der anstehende Intendantenwechsel auch hier neue Möglichkeieten“, erhofft sich Wrede.

Auch das Kinder- und Jugendtheater muß nämlich einen Besucherschwund beklagen. „Viele Schulen sagen ab, weil sich ein Teil der Eltern keine Theaterkarten für ihre Kinder leisten kann.“ Deshalb sammelt der „Verein für Freies Theater und Kultur“ (TUK e.V.) Spenden für Patenkarten, die vom Sozialdezernat der Stadt Oldenburg und dem Jugendamt an Bedürftige vergeben werden. „Damit können wir dem Theater vielleicht eine neue Klientel eröffnen“, hofft Wrede.

Und zwar erstmals am 28. Januar mit der Premiere des „Urfaust“ vom Widu-Theater: Für Erwachsene. Marijke Gerwin