Kommentar
: Geteilte Freude

■ Walter Momper und die SPD werden es schwer haben

Gerhard Schröder wird sich freuen. Mit der gestrigen Entscheidung für Walter Mopmer haben die Berliner Sozialdemokraten nicht nur einen Kandidaten gekürt, der über die Berliner Bezirksgrenzen hinaus bekannt ist. Mit Walter Momper, so glauben nicht wenige, steigen auch die Chancen, Eberhard Diepgen in den politischen Ruhestand zu schicken und der rot-grünen Bundesregierung zum Umzug in die Hauptstadt einen rot-grünen Teppich auszulegen.

Noch einige Tage vor der Urwahl hatte sich der Bundeskanzler medienwirksam mit seinem Favoriten Momper zum Essen verabredet. Ob die Freude Gerhard Schröders allerdings bis zum Wahltag im Oktober anhalten wird, ist fraglich. Anders als der Kanzler galt Momper den Amts- und Würdenträgern der Berliner SPD nicht gerade als Wunschkandidat. Mompers Popularität ist die der Vergangenheit. Eine Politik der Zukunft braucht freilich mehr als Charisma und Hemdsärmeligkeit. Modernisierung heißt vor allem Moderation. Nicht zuletzt deshalb haben auch die beiden „Chef“-Modernisierer der Berliner SPD, Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, den Fraktionsvorsitzenden Böger unterstützt. Mit Popularität lassen sich vielleicht Wählerstimmen sammeln. Für einen politischen Wechsel bedarf es mehr.

Nach der gestrigen Entscheidung heißt es für die SPD nun allerdings, den Wechsel auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben und bis zum 10. Oktober mit Mompers Pfunden zu wuchern. Das dürfte keine leichte Aufgabe sein. Während des Urwahlkampfs hat sich der ehemalige „Mann mit dem roten Schal“ zwar keine wirklichen Eskapaden erlaubt. Als Diepgen- Herausforderer und Medienliebling hingegen könnte die Kooperationsbereitschaft schnell an ihre Grenzen kommen. Auch auf seiten der SPD. Immerhin hat das Trio Böger, Fugmann-Heesing und Strieder keinen Zweifel daran gelassen, daß politische Innovation ohne ressortübergreifendes Zusammenwirken nicht möglich ist. Momper dagegen war in der Vergangenheit eher der Mann einsamer Entscheidungen als nächtelanger Konsenssuche.

Keine leichte Aufgabe für Walter Momper. Und erst recht keine für die SPD. Uwe Rada