Ein Däne schießt das Golden Goal

■ American Football: Nach dem 30:27 gegen Minnesota spielen die Atlanta Falcons in der Super Bowl gegen Titelverteidiger Denver

Berlin (taz) – Dreimal stand Football-Coach Dan Reeves mit den Denver Broncos in der Super Bowl, jedesmal gingen seine Spieler als Verlierer vom Platz. Am 31. Januar würde er in Miami gern die vierte Niederlage der Mannschaft aus Colorado miterleben. Inzwischen ist Reeves nämlich Trainer bei den Atlanta Falcons, die am Sonntag durch einen überraschendenn 30:27-Sieg bei den Minnesota Vikings in das Finalspiel der NFL einzogen. Gegner werden dort die Broncos sein, die sich nach erheblichen Mühen in der ersten Halbzeit am Sonntag noch mit 23:10 gegen die New York Jets durchsetzten.

Die Schlußphase des Matches im Metrodome von Minneapolis war alles andere als die passende Medizin für einen Coach wie Dan Reeves, der erst vor einem Monat eine schwere Herzoperation hinter sich gebracht hatte. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war die Partie für Atlanta praktisch verloren. Bei eigener 27:20-Führung schickte sich Minnesotas Kicker Gary Anderson an, mit einem Field Goal aus 38 Yards den Sieg perfekt zu machen. 46 Field Goals hatte der 39jährige zuvor in Folge erzielt und während der Saison sämtliche 67 Bonuspunkte nach Touchdowns geholt. Doch ausgerechnet den wichtigsten Kick seiner Karriere setzte er um Zentimeter vorbei. Im Gegenzug glich Atlanta aus, und in der Verlängerung wollte es die Ironie des Schicksals, daß auf der anderen Seite der Däne Morten Andersen den Triumph der Falcons perfekt machte – mit einem Field Goal aus 38 Yards.

Seit 17 Jahren spielt Andersen in der NFL, was ihn aber nicht hinderte, nach dem Match in schönstem Dänisch zu brüllen: „Wir fahren nach Miami.“ Erstmals in ihrer 33jährigen Geschichte stehen die Falcons in der Super Bowl, während die Träume von Minnesota, dem besten Team der regulären Saison, unvermutet platzten. „Sie haben hier schon Tickets für die Super Bowl verkauft“, triumphierte Atlantas Michael Booker, „wenn sie jetzt zur Super Bowl kommen, müssen sie sich wohl oder übel die Falcons ansehen.“