Space-Fans statt Erdäpfel

■ Kartoffelbunker als Station auf dem Weg zum Space Park: Pusdorfs Parteien streiten

Schon der Name: Kartoffelbunker! Ein backsteinerner Flachbau, vor kurzem noch Großgarage – jetzt dichtgemacht: nicht gerade die Schönheit. Für manchen engagierten Woltmershauser aber liegt hier ein Eckchen jener spacigen Zukunft, die weit, weit hinten am anderen Ufer in Gröpelingen dräut.

Montag abend in Woltmershausens Beiratssitzung gab Bernd Neumann aus Bremens Kulturbehörde solchen Sehnsüchten Gratiszucker: Das Zauberwort ist Stadt-am-Fluß! „Mit Gastronomie und Weserfähre. Mit einer Touristenlinie vom Café Sand bis zum Lankenauer Höft und nach Vegesack.“ Und vielleicht mit einer Haltestelle 'Kartoffelbunker'. Denn wenn erstmal der Spacepark da ist, warum sollte dann nicht auch das arme Woltmershausen von den Touristenscharen profitieren, die sich hier die Wampe vollschlagen und liebevolle Blicke aufs kleinbürgerliche Ambiente werfen. „Puh“, stöhnte es da bodenständig aus dem Woltmershauser Beiratspublikum: „Der soll mir mal verraten, wer hier freiwillig anlegt.“

Braucht Bernd Neumann nicht. Am Montag wurde offiziell bekannt: Bremens Kulturbehörde und der Woltmershauser „Kulturladen Pusdorf“ wollen sowieso nicht mehr in den Kartoffelbunker. Das Begehren geht jetzt auf das alte Kino „Blende“ mittendrin im Dorf. Die zugesicherten 450.000 Mark will man lieber in den Umbau des zur Zeit als Lagerhaus genutzten Gebäudes stecken. Zwar weiß die Vermieterin noch nichts von ihrem Glück – der Kulturladen und die Behörde aber wollen sich bis Ende dieses Monats endgültig darüber verständigt haben.

Der einzige potente Nutzer des Kartoffelbunkers ist damit ausgestiegen, und auch der Beirat segnete dessen Kino-Pläne ab. Um so höher schlugen dann die Wellen um den Kartoffelbunkerverein. Dieser will in dem Backsteinbau am Weserufer ein Stadtteilzentrum aufziehen, machte auf der grünen Wiese drumrum seit Jahren schon so manches schöne Fest und hat in Person seines Sprechers Meinhard Motzko vor zehn Tagen ein stinkesaures Ultimatum an Presse und Beirat geschickt (siehe taz vom 18.1.): Wenn man dem Verein den Bunker nicht bis Ende Februar zur Verfügung stellt, werde man sich aus der ehrenamtlichen Arbeit zurückziehen. Nicht minder stinkig reagierte darauf die Woltmershauser SPD-Fraktion. Ursula van Raamsdonk, fühlt ihr Engagement für den Kartoffelbunkerverein durch das Ultimatum übelst unterlaufen: „Ich lasse mich nicht durch derartige Schreiben erpressen“, so verlas van Raamsdorf in der Sitzung sichtlich erregt ihren Rücktritt als „Koordinatorin Kultur“. Die im Dezember beschlossene Unterstützung des Vereins kündigte die SPD-Fraktion damit auf. Geschlossen wollte man damals noch den Finanzsenator auffordern, das Gebäude dem Verein zur Verfügung zu stellen. Nun wird Ortsamtsleiter Klaus-Dieter Fischer dies nur noch im Auftrag der großen Beirats-Koalition von CDU, AFB und Initiative Pusdorf tun können. Diese nämlich erneuerte ihre Unterstützung für den Verein. Beiratssprecher Meyerdierks freute sich trotzdem: Als Initiator des Kartoffelbunkervereins ist sein Schicksal eng mit dem Projekt verknüpft. Dieses aber scheint nun kurz vor der Verwirklichung zu stehen: Hat doch der Wirtschaftssenator just entdeckt, daß das Haus in seinem eigenen Besitz ist. Jahrelang hieß es, der Kartoffelbunker gehöre dem Bund, jetzt, so verkündete Fischer die frohe Nachricht, „haben wir nur noch die Grundstücksverwaltung als Diskussionspartner. Ich bin optimistisch, daß wir eine Lösung finden.“ ritz

sehr nahe. Hat doch nach Jahren Damit ist Woltmershausen auch offiziell in zwei verfeindete Lager zerfallen; im Publikum die Kleingärtner und Sportsleute vom TS Woltmershausen