Nur Schatten von Schatten von Schatten

■ Der finnische Film „Die Nacht des Schmetterlings“ zeigt das Porträt einer Serienkillerin

Man kann einiges lernen in „Die Nacht des Schmetterlings“, dem Kinoerstling der Regisseurin Auli Mantila. Daß es oft sehr dunkel ist in Finnland, und wenn es mal hell ist, daß es dann regnet. Auch erfährt man, daß dort kleine Kuchen gegessen werden mit einem unappetitlichen rosa Zuckerguß, und daß es schrecklichen Schmockrock gibt, der auch mit finnischen Texten nicht besser wird.

Warum allerdings Eevi Auto und Geld ihrer Schwester klaut, um loszuziehen und ein paar Menschen umzubringen, bleibt reichlich rätselhaft. Das triste Roadmovie, das Preise bei den Festivals in Mannheim und Thessaloniki gewonnen hat, bietet keine Erklärung für den Amoklauf seiner ebenso egomanischen wie lebensunfähigen Protagonstin. Eevi arbeitet nicht, weigert sich bei ihrer Schwester Armi auszuziehen, wird aggressiv, wenn ihr jemand zu nahe kommt, und wenn sie nicht bekommt, was sie will, macht sie es wie ein kleines Kind lieber gleich kaputt. Dann bricht sie wie Alex und seine Kumpane in „Clockwork Orange“ in fremde Leben ein und zerstört sie, weil sie selbst kein eigenes hat. In aller Ausführlichkeit wird vorgeführt, daß Eevi eigentlich nicht sozialfähig ist, aber warum? Und warum ist ihre Schwester ein ganz normales, ein liebes- und lebensfähiges Geschöpf geworden?

Hinweise auf die Vergangenheit gibt es keine, es gibt nur Armis Erzählung von einem Foto, die Eevi immer wieder hören will. Es gibt keine Geschichte, es gibt nicht einmal das Foto, nur das Sprechen darüber, nur Schatten von Schatten von Schatten. Weil er sich desselben Tricks bedient wie „Henry – Portrait of a Serial Killer“ und auf alle küchenpsychologischen Erklärungsversuche verzichtet, ist „Die Nacht des Schmetterlings“ fast ebenso verstörend.

Für Eevis Wut, die man im reduzierten Spiel, im leeren Blick von Leea Klemola förmlich wachsen sehen kann, braucht es keinen Grund, nur einen Anlaß – und manchmal nicht mal den. So bleibt als einzige These, daß ein Verhalten wie das von Eevi eh nicht zu erklären ist. Was die Frage aufwirft: Warum muß man es dann aber so ausführlich abbilden? to

„Die Nacht des Schmetterlings“ (OmU). Buch und Regie: Auli Mantila. Mit Leea Klemola, Elina Hurme, Rea Mauranen, Robin Svartström, Finnland 1997, 90 Min.

fsk am Oranienplatz, 21.30 Uhr