Mit fünf Mark in den Tod gelockt

Sexuell mißbraucht, zu Tode gewürgt, in einem Karton auf einer Müllkippe entsorgt: So endete das kurze Leben des 8jährigen Daniel B. Es geschah Weihnachten 1994. Vier Jahre danach begann gestern der Prozeß gegen die mutmaßlichen Täter. Angeklagt sind zwei Männer im Alter von 21 und 29 Jahren, die zum Tatzeitpunkt eine homosexuelle Beziehung verbunden haben soll. Der jüngere Angeklagte, Sandro B., muß sich wegen Mordes verantworten. Der ältere, Jens A., wegen sexuellen Kindesmißbrauchs. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß die Männer das Kind am 26. Dezember 1994 am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg mit 5 Mark in ihr Auto lockten. In seiner Wohnung in Schöneberg soll Jens A. den Jungen dann sexuell mißbraucht haben. Als er sich laut schreiend wehrte, habe sich Sandro P. aus Angst auf den Brustkorb des Kindes gesetzt und es zu Tode gewürgt. Danach hätten die Männer die Leiche auf der Müllkippe Brieselang (bei Nauen) entsorgt, wo sie einen Tag später entdeckt wurde. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als ob die Tat niemals aufgeklärt werden würde. Im April 1998 jedoch meldete sich bei der Polizei ein 16jähriger Jugendlicher aus dem Strichermilieu. Er gab zu Protokoll, sein Lebensgefährte Jens A. habe ihm von einem Mord an einem Kind Ende 1994 berichtet. Bei seiner Vernehmung soll Jens A. ein Geständnis abgelegt haben. Auch Sandro P. soll die Tat zugegeben haben. Der bis Mitte Februar terminierte Prozeß findet auf Antrag der Verteidigung unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Das Gericht begründete die Entscheidung mit der schutzwürdigen Privatsphäre des Hauptangeklagten, der zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt war. Selbst die Mutter und der Stiefvater des getöteten Jungen müssen vor der Saaltür bleiben. Die Eltern haben Beschwerde angekündigt. taz