Wahlkampferprobter Genosse mit Humor

■ Der Momper-Vertraute Ralf Wieland kandidiert als Landesgeschäftsführer

Ralf Wieland gehört zu den Menschen, die alles in ihrem Leben recht früh anpacken. Der 42jährige, der beim SPD-Sonderparteitag am 27. Januar für das Amt des Landesgeschäftsführers kandidiert, trat mit 16 Jahren in die SPD ein. Mit 30 gehörte er dem Wahlkampfteam von Walter Momper an, das die SPD 1989 zum Wahlsieg führte. Wenn das kein gutes Omen ist. Der Wahlabend des 29. Januar 1989 liegt in diesen Tagen genau zehn Jahre zurück. Walter Momper wurde Regierender Bürgermeister einer rot-grünen Koalition. Kurz vor dem Jubiliäum wird Wieland als Landesgeschäftsführer auch die Leitung des Wahlkampfes übernehmen. Damit gehört er zur jüngeren Garde, die nun Verantwortung übernimmt.

Wieland gilt als Organisationstalent. Als Landesgeschäftsführer war er bereits vor einem Jahr im Gespräch, doch setzte der nun zurückgetretene SPD-Parteichef Detlef Dzembritzki damals auf Norbert Meisner, der nach Mompers Sieg ebenfalls zurücktrat.

Mit Wieland zieht nun ein Momper-Vertrauter in das Kurt- Schuhmacher-Haus, die Parteizentrale in Wedding, ein. Schon bei der Urwahl 1995, als Momper gegen Ingrid Stahmer verlor, gehörte Wieland zu den Organisatoren eines hochprofessionellen, innerparteilichen Wahlkampfes. Auch in der Urwahl gegen SPD-Fraktionschef Klaus Böger zählte Wieland zu Mompers engen Beratern, mahnte aber stets Fairneß an. Er kann auch bei den Böger-Anhängern mit Akzeptanz rechnen. Wieland gehört dem Britzer Kreis an, der Kungelrunde der Parteirechten, gilt aber als „undogmatischer Rechter“, der auch mit Parteilinken gut auskommt.

Seit knapp einem Jahr ist er Kreisvorsitzender von Wedding. Er gilt als „harter Apparatschik“, als einer, der hinter den Kulissen die Strippen zieht. Doch gilt er auch als jovialer Typ, kommunikativ und humorvoll. „Er hat immer einen guten Spruch auf Lager“, sagt der Kreuzberger Kreisvorsitzende Andreas Matthae.

Wieland ist gebürtiger Wilhelmshavener und wuchs in einem rheinland-pfälzischen Dorf auf. Nach Berlin kam er 1977. Er machte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete bis 1986 bei einer Speditionsfirma. Danach war er lange Jahre hauptamtlicher Kreisgeschäftsführer der Weddinger SPD, bis er im Februar 1991 Referent bei SPD-Bausenator Wolfgang Nagel wurde. Dort war er Verbindungsmann zur SPD- Fraktion und bereitete Senatsvorlagen vor. Nachdem CDU-Senator Jürgen Klemann das Bauressort übernahm, wechselte er im August 1997 in die Umweltverwaltung.

Wieland ist verheiratet und Vater einer 17jährigen Tochter. Er kocht gerne, wenn er Zeit dazu hat, – am liebsten italienisch. Seinen Job als Europa-Referent in der Umweltverwaltung wird er an den Nagel hängen. Doch Umweltsenator Peter Strieder wird ihm als Chef erhalten bleiben – als Parteichef. Dorothee Winden