Wassergraben mit Stil

Erstes Design-Hotel Hamburgs öffnet im Herbst  ■ Von Oliver Steinebach

Wir schreiben das Jahr 1999 nach Christus. Ganz Hamburg ist von normalen Hotels besetzt. Ganz Hamburg? Nein. In Bahrenfeld widersetzt sich ein einzelner Gastwirt den herkömmlichen Standards. In der denkmalgechützten Lagerhalle eines ehemaligen Gaswerks will er im Herbst das Design-Hotel „Gastwerk“ eröffnen – ohne Spitzen-deckchen, aber mit exklusiven Möbeln. Wo früher 5.000 Tonnen Kohle lagerten, erfüllte sich Kai Hollmann einen Wunsch. „Ich hatte den Traum, ein Hotel aufzumachen, in dem ich mich verwirklichen kann“, schwärmt der ehemalige Direktor des Hotels Hafen Hamburg.

Geplant sind 102 Zimmer ab 195 Mark pro Person: Suiten, rustikale Lofts und die sogenannten „Classic-Rooms“, die beinahe, aber eben nur beinahe schlicht sind. Denn im ganzen Gebäude soll sich der Industriecharme der Gründerzeit mit modernem Design verbinden, erklärt Hollmann. Keine Strukturtapeten stören das ästhetische Befinden – sondern karge Backsteinwände. Zum Ausruhen lädt keine plüschige Sitzgruppe sondern der Designersessel ein. Auch die teure Minibar („Da ärgert sich eh' jeder drüber“) sucht der Hotelgast vergeblich: Statt dessen steht kostenloses Mineralwasser – „schön hergerichtet“ – auf den Design-Tischchen. Wo andere Vier-Sterne-Hotels drei Telefone installieren – auf dem Nachttisch, neben dem Klo, im Wandschrank – gibt es im Gastwerk nur eines. Schließlich, gibt sich Hollmann pragmatisch, habe der Gastwerkgast sowieso ein Handy und brauche dafür dringender eine Steckdose zum Aufladen. Und die kriegt er selbstverständlich.

Andere Hotels haben Tagungsräume, das Gastwerk hat ein „Kreativzentrum“, denn „kreative Ideen entstehen nicht in vermufften, dunklen Sitzungssälen“ (Hollmann). Erholung finden die Gäste im Fitnesszentrum „Healthland“ direkt neben der Herberge. Ein Designergarten, umgeben von einem mit Regenwasser gespeisten Designerwassergraben, trennt das Hotel zudem von den gewerblich genutzten Räumen des „Forum Altes Gaswerk“.

Nur die Geräuschkulisse läßt noch zu wünschen übrig: Statt komponierten Klängen ertönt im Garten das Dröhnen der Flugzeuge, die sich Fuhlsbüttel nähern.