Denkmal für Emigranten

■ Bezirk Mitte will historische Auswandererhallen auf der Veddel erhalten

Aus den beiden letzten erhaltenen Auswandererhallen auf der Veddel soll ein Stadtteil- und Dokumentationszentrum werden. Wie die Bezirksversammlung Mitte am Dienstag abend auf Antrag der SPD einstimmig beschloß, soll außerdem geprüft werden, ob den Hallen ihre ursprüngliche Gestalt wiedergegeben werden kann.

Die beiden Pavillons gehörten zu einer 25.000 Quadratmeter großen Kleinstadt, in der die Hapag-Reederei von 1901 bis 1914 Auswanderer vor allem aus Osteuropa unterbrachte, die auf ihr Schiff nach Amerika warteten. „Es ist wirklich ein historischer Platz“, sagt der Historiker Gerrit Aust. Die Auswanderer seien durch die billigen Unterkünfte vor den Wucherpreisen der Wirte in der Stadt geschützt und gleichzeitig in Quarantäne gehalten worden.

Aust gab bis 1995 für die Tourismuszentrale Auskunft über die Schiffslisten von damals, und auch ein Fernsehteam aus den USA hat er einmal über das Gelände geführt. Die Amerikaner interessierten sich für das Schicksal ihrer Vorfahren, für die die Veddel die letzte Station auf dem alten Kontinent war – das Gegenstück zur Einwandererinsel „Ellis Island“ vor den Toren New Yorks, wo sie nach der Überfahrt auf die Erlaubnis zum Einreisen warteten.

„Es kann doch nicht angehen, daß man dieses letzte Relikt eines so bedeutenden Teils hamburgischer Geschichte verrotten läßt“, begründete Mathias Oldhaver daher den Erhaltungswunsch. „Das Ziel des Antrages war es, das Gebäude langfristig zu sichern“, sagt der Veddeler SPD-Bezirksabgeordnete, der nach der Kündigung des Mieters den Abriß befürchtet.

Statt mit dem Geld für die Revitalisierung der Veddel ein Stadtteilzentrum neu zu bauen, sollen deshalb die vorhandenen Gebäude umgebaut werden. Nach dem Wunsch der Bezirksversammlung werden sie einmal eine Ausstellung über die alte Veddel und die Auswandererhallen, ein Archiv sowie einen Bürgersaal beherbergen. Ein Grünstreifen soll das Gelände aufwerten, und eine Gedenktafel an die Auswanderer erinnern. knö