„Ein Platz im Theaterolymp ist Ihnen sicher“

■ Aus dem Deutschen Theater aber soll der Intendant Thomas Langhoff 2001 verschwinden

Blaß sah er aus und angeschlagen. Links neben sich den Regisseur Thomas Ostermeier, rechts den PR-Leiter Klaus Siebenhaar, konnte Thomas Langhoff gestern vormittag auf dem Podium im Foyer der Kammerspiele nur mühsam die Fassung wahren. Eigentlich hatte der Intendant des Deutschen Theaters die Pressekonferenz einberufen, um seine Pläne für die Zeit nach der Schließung der Baracke im Sommer vorzustellen. Und nun mußte er verkünden, daß sein Vertrag nicht über das Jahr 2001 hinaus verlängert wird. „Olympier gefeuert“, schlug er als Schlagzeile vor, auf eine Würdigung von Kulturstaatssekretär Lutz von Pufendorf zu Langhoffs 60. Geburtstag im letzten Jahr Bezug nehmend: „Ein Platz im Theaterolymp ist Ihnen sicher.“

Aber vermutlich sind es auch nicht künstlerische Gründe, die Kultursenator Peter Radunski bewogen haben, die Gerüchte über eine Nichtverlängerung zu bestätigen. Obwohl der Intendant selbst das Bedürfnis hatte, sein Theater künstlerisch zu reformieren, und dem Senator aus diesem Grund vor zwei Wochen gemeinsam mit seinem Verlängerungswunsch ein Konzept für ein zukünftiges DT präsentiert hatte, gab es, so Langhoff, keine Kritik an seiner Amtsführung. Statt dessen habe Radunski ihn an die Etatüberziehung in Höhe von 4 Millionen Mark erinnert: „Jaja, aber die Schulden...“

Was es mit denen auf sich hat, klärte die stellvertretende Intendantin Rosemarie Schauer: „Mit der Absenkung der Zuschüsse im Jahr 1997 konnten wir unseren Auftrag, Repertoiretheater und Ensembletheater zu machen, nicht mehr in vollem Umfang erfüllen.“ Das sei auch im Senat allen klar gewesen, weswegen es immer wieder zu „bewußt gemachten“ Schulden gekommen sei, so Langhoff, etwa für die erfolgreiche Baracke. Dabei sei der Senator jedoch „über alle Schritte, die ich unternommen habe, informiert“ gewesen. Weswegen sich Langhoff auch ganz sicher ist, daß „der Vertrag eindeutig nicht wegen des Defizits nicht verlängert worden sei“.

Das alles ist rätselhaft. Und Thomas Langhoff fühlt sich „angewidert“ und verletzt. Aus für ihn heiterem Himmel wurde ihm in dem gestrigen, nur sechzehnminütigen Gespräch die Erfüllung seines Wunsches, noch zwei Jahre länger im Amt zu bleiben, verweigert. Dabei beinhaltet sein 1991 geschlossener Vertrag die Option einer Verlängerung bis 2004.

Die öffentliche Mitteilung des Senats hält sich gleichfalls neutral. Einzig der Hinweis auf „die Notwendigkeit einer Veränderung ab dem Jahr 2001 in dieser bedeutenden Spielstätte Berlins“ legt eine Spur, die der DT-Chefdramaturg Dieter Sturm als möglichen Plan interpretiert, das am DT gepflegte Ensembletheater zur Disposition zu stellen. Radunski selbst gibt indessen dpa zu Protokoll, es seien „auch Managementfehler“ Langhoffs gewesen. Und dementiert die Gerüchte nicht, nach denen als Nachfolger Frank Baumbauer vom Schauspielhaus Hamburg, Wolfgang Engel vom Schauspiel Leipzig und Volker Hesse vom Theater Neumarkt Zürich im Gespräch sind. Schön ist das alles nicht. Offene Karten und eine öffentliche Diskussion über die Zukunft des Deutschen Theaters hätten der irgendwie beständig verdeckt wirkenden Kulturpolitik gut angestanden. Wenn Radunski einen Vorschlag hat, soll er ihn doch einfach vortragen. Michael Naumann ist da nicht so erschrocken.

Gleichwohl, Langhoff weiß, daß er Radunksi als Funktionär überleben wird, und plant, die nächsten zweieinhalb Jahre mit einer Rumpfversion seines Konzepts zu meistern. Ab nächstem Jahr tritt wohl Luc Bondy der Leitung bei und macht zwei Inszenierungen pro Spielzeit, und in den Kammerspielen versuchen die Regisseure Johanna Schall sowie – als Neuengagement – Stefan Otteni Nachwuchs um sich zu scharen. „Ich möchte diese Zeit so glanzvoll und amüsant gestalten wie möglich“, sagt Langhoff tapfer. „An dieser Sache werde ich nicht verzagen.“ Petra Kohse