Privatgeld fließt in Berliner Wasser

■ Senat hat sechs nationale und internationale Unternehmen in die engere Auswahl zur Privatisierung genommen. Er hofft, aus dem Teilverkauf zwei Milliarden Mark einzunehmen

Die Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB) schreitet voran. Sechs Bieter beziehungsweise Bieterkonsortien sind jetzt in den engeren Bewerberkreis gekommen, wie die Senatsverwaltung für Finanzen gestern mitteilte. Über die Angebote wollte die Finanzverwaltung keine Angaben machen. Bei den sechs Unternehmen handle es sich um renommierte nationale und internationale Unternehmen, teilte die Verwaltung mit. Klar ist jedoch, daß Eurawasser, ein Tochterunternehmen von Thyssen und dem französischen Konzern Lyonnaise des Eaux, in der engeren Wahl ist. Ein Thyssen-Sprecher bestätigte dies gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Als zweiter sicherer Kandidat gilt nach internen Informationen auch der Berliner Energiekonzern Bewag. Interesse hatten in der Vergangenheit außerdem der französische Mischkonzern Vivendi zusammen mit der RWE Umwelt AG sowie PreussenWasser bekundet. Weiterhin waren die britischen Wasserwerke Severn Trent und Thames Water im Gespräch.

In einem zweiten Schritt erhalten nun die Unternehmen Zugang zu vertraulichen Unterlagen der Wasserbetriebe, um verbindliche Angebote zu machen, so die Senatsverwaltung für Finanzen. Bis Ende März soll dann die Teilprivatisierung abgeschlossen sein. Inwieweit die bisherigen unverbindlichen Angebote als Grundlage für die engere Auswahl den Erlösvorstellungen des Senats entsprechen, war nicht zu erfahren. Der Senat hofft, aus dem Teilverkauf 2 Milliarden Mark einzunehmen. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen hob hervor, daß sie weiterhin „an dieser Forderung festhalten“, doch dies sei kein fester Preis, sondern bei der Zuschlagserteilung spielten auch andere Gesichtspunkte eine Rolle, etwa die Erhaltung des Betriebsstandortes und der Arbeitsplätze.

Die Angebote zeichneten sich durch eine hohe Qualität aus, hob die Verwaltung hervor. Die Forderungen des Landes, nämlich „die Weiterentwicklung der Berliner Wasserbetriebe, Unterstützung des Ausbaus Berlins als Kompetenzzentrum für Wasser und als Wirtschaftsstandort, Wahrung der Belange der Beschäftigten sowie der Kunden der BWB“, seien berücksichtigt. Ursprünglich hatten 17 Unternehmen aus dem In- und Ausland Interesse an den BWB- Anteilen gezeigt.

Nach der vorgesehenen Teilprivatisierung sollen 49,9 Prozent der Aktien an Investoren verkauft werden. Mehrheitsaktionär bleibt das Land Berlin mit 51,1 Prozent. Auch künftig soll das Geschäft mit Wasser und Abwasser in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt abgewickelt werden. Karen Wientgen