Böger erweitert die SPD-Troika zum Quartett

■ SPD-Fraktionschef sieht Finanzsenatorin Fugmann-Heesing im Führungsteam. Die SPD wird mit SPD-Spitzenkandidat Momper gegenüber der CDU eine geschlossene Linie vertreten

Die SPD wird einig und geschlossen in den Wahlkampf gehen, erklärte gestern SPD-Fraktionschef Klaus Böger in der ersten Pressekonferenz nach seiner Niederlage bei der Urwahl gegen Walter Momper. Er versicherte, daß die SPD auch künftig in Verhandlungen mit dem Koalitionspartner CDU „immer eine geschlossene Position vertreten“ werde. Diese werde von ihm und Momper auch gemeinsam getragen. „Da wird nicht der eine hü! und der andere hott! sagen“, sagte Böger.

CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky versuchte derweil Zwietracht zu säen: Momper werde in der SPD als „hohes politisches Risiko“ angesehen. Landowsky machte außerdem eine „bedingungslose Gefolgschaft“ Bögers aus, die er als „bedrückende und devote Anpassung“ bezeichnete.

Zwischen Böger und Momper sind regelmäßige Treffen vereinbart. Momper wird künftig auch an den Sitzungen des geschäftsführenden Landesvorstandes und der Fraktion teilnehmen. Auch bei der Fraktionsklausur am Wochenende ist er mit von der Partie.

Nach Bögers Vorstellung soll auch Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) in der SPD-Führungsspitze eine hervorgehobene Rolle spielen. Während die Führungsriege aus Momper, Böger und dem künftigen Parteivorsitzenden Peter Strieder bislang als Troika gehandelt wurde, sprach Böger gestern von einem Quartett. Fugmann-Heesing, die Böger 1995 in den Senat geholt hatte, besetze ein wichtiges Politikfeld, lautete die Begründung. Ausdruck der gestiegenen Bedeutung der Finanzsenatorin, ist auch ihr Auftritt bei der Fraktionsklausur. Dort wird sie am Freitag nach Momper und Böger ebenfalls eine Rede zur politischen Lage halten. Das „Quartett“ wurde gestern als Versuch Bögers gewertet, die Gewichte in der SPD-Führung zu seinen Gunsten zu verschieben.

Inzwischen hat das Momper- Team seine wöchentliche Lagebesprechung aufgelöst. Die Entscheidungen werden künftig in den Parteigremien fallen, erklärte der Momper-Berater Ralf Wieland. Beim letzten Lagetreffen am Mittwoch abend wurden Überlegungen angestellt, was das Momper- Team zur Geschlossenheit der Partei beitragen könne. Auf Anregung des Kreuzberger Kreisvorsitzenden Andreas Matthae soll im Anschluß an den Sonderparteitag am kommenden Mittwoch ein geselliger „Parteiabend“ stattfinden. Momper wird dies Böger vorschlagen.

In der Frage der Tolerierung einer rot-grünen Regierung durch die PDS warnte Böger die Grünen, dies vor der Wahl offenzulassen. Die Grünen, die in der Frage gespalten sind, haben noch keinen Beschluß gefaßt. Nur mit einer klaren Aussage könne man die Wahl gewinnen, so Böger. Dorothee Winden