Unterm Strich

Claus Peymann, Noch-Burgtheater-Direktor in Wien und Demnächst-Intendant des Berliner Ensembles, hat die Kulturpolitik des Bundes in Berlin kritisiert. „Ich finde, daß in Berlin eine Verantwortung der Bundesregierung für die Kunst besteht“, sagte er gestern abend in einem Interview des ARD- Magazins „Monitor“. „Es ist im Grunde schauerlich, daß man Milliarden in irgendwelche Wahnsinnsbauten steckt und um ein Milliönchen für die Berliner Opern oder für das Berliner Ensemble herumknausert“, meinte Peymann. Als Intendant des Berliner Theaters wolle er ein deutliches politisches Signal setzen. „Ich möchte dort in Berlin ein klares Gegenüber gegen jeden eventuell aufkommenden politischen Machtwahn oder jeden Ansatz zu einer deutschen Hegemonie in Mitteleuropa zeigen.“

So macht man das also: Der Stasiunterlagenbundesbeauftragte Joachim Gauck wurde vom Archivar zum Ehrendoktor befördert. Die Rostocker Universität hat Gauck und den Schweriner Altbischof Heinrich Rathke mit dem Dr.h.c. der Theologie ausgezeichnet — vielleicht deshalb, weil Vergangenheitsaufarbeitung auch eine Glaubensfrage ist? Der Ehrendoktor sei den beiden für ihre „Verdienste um die Bereicherung und Entwicklung der Theologischen Wissenschaft“ verliehen worden, betonte der Dekan der Theologischen Fakultät, Klaus Hock. Immerhin ist Gauck nicht nur Herr der Akten, sondern auch gelernter Theologe und hat in der Hansestadt als Pastor gedient.

Für das Wettbewerbsprogramm der 49. Berlinale (10. bis 21. Februar) stehen 15 Titel — die Hälfte des Programms — fest. Claude Chabrol zeigt „Au c÷ur du mensonge“ (Die Farbe der Lüge), ein Film, der die Spurensuche in einem Mordfall an der bretonischen Küste verfolgt. In einer der Hauptrollen ist Sandrine Bonnaire zu sehen. Chabrols französischer Kollege Bertrand Tavernier konkurriert mit „Ça commence aujourd'hui“ (Es beginnt heute) — einem Film über die Folgen von Sparpolitik und Arbeitslosigkeit in einer nordfranzösischen Vorschule. Am Start sind auch zwei deutsche Produktionen: Max Färberböck zeigt die lesbische Liebesgeschichte von „Aimee und Jaguar“ mit Maria Schrader und Juliane Köhler in den Hauptrollen. Und der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen zeigt seinen Film „Nachtgestalten“.