Mit List zur Lust

Gute Laune kann man essen, doch auf die Paarung kommt es an: Mit Nudeln, Datteln, Fisch und Käse gegen die Winterdepression  ■ Von Karen Schulz

Martina ist genervt: Das Schmuddelwetter schlägt aufs Gemüt, der Job ist zur Zeit besonders stressig, jetzt will sie nur noch ins Bett. Doch als sie die Wohnungstür aufschließt, erwarten sie köstliche Essensdüfte – Thomas hat gekocht. Spaghetti mit Brokkoli-Käse-Sauce, fein gewürzt mit Rosmarin. Und nach dem krönenden Abschluß – gebackene Bananen mit Honig – ist für Martina die Welt wieder in Ordnung.

Daß Schokolade für gute Laune sorgt, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr – Stichwort Endorphine. Das sind körpereigene Botenstoffe, die Opiaten ähneln und Glücksgefühle auslösen können. Für deren Produktion sorgen neben Schokolade z. B. auch Bananen. Daß aber viele Nahrungsmittel richtig kombiniert eine positive Wirkung entfalten können, wissen die meisten nur instinktiv, wenn sie je nach Bedarf zu einem „Seelentröster“ greifen. Auch „daß das Eisbein zum Mittag faul und müde macht“, ist ein bekannter Erfahrungswert, sagt Gisela Krahl. Die Hamburger Autorin beschreibt in ihrem jüngst erschienenen Buch Mood Food (dtv, 158 Seiten, 14,90 Mark), welche biochemischen Prozesse Nahrungsmittel im Körper auslösen. Und welche einfachen Regeln beachtet werden sollten, um „mit listig gewählter Nahrung“ die Leistungsfähigkeit zu steigern oder die Stimmung zu heben. Das, weiß Gisela Krahl, „geht nämlich auch anders als nur mit Schokolade oder Alkohol“. In Mood Food listet sie daher übersichtlich auf, welche Nahrungsmittel was bringen.

Für Energie sorgen Kohlenhydrate pur – komplexe wohlgemerkt, wie sie in Nudeln, Kartoffeln, Getreide, Reis oder Müsli vorkommen. Das einfache Kohlenhydrat Zucker ist ein viel zu schnellebiger Energielieferant: Ein kurzer Kick, und schon folgt die Abschlaffung. In Kombination mit Proteinen wie magerem Fleisch und Fisch sorgen Kohlenhydrate hingegen für Konzentration und Ruhe; paart man sie mit Fett (z. B. der Käse-Sauce auf den Spaghetti), machen sie satt, ruhig und zufrieden. Nudeln sind – ebenso wie Mandeln, Datteln, Bananen oder Ananas – zudem eine gute Quelle für die Serotoninproduktion. Dieses Hormon stimmt ruhig und macht ausgeglichen und fröhlich.

„Wichtig beim Gute-Laune-Essen ist aber, daß man Lebensmittel nicht als Wundermedizin betrachtet“, betont Krahl. Also nicht glaubt, ernsthafte Krankheiten allein mit Gemüse und Obst bekämpfen zu können. Oder hofft, mit einem erotischen Menü aus einem Langweiler einen rasanten Liebhaber zu machen. Aphrodisische Kräfte im Essen sind seit Menschengedenken ein beliebtes Kapitel solch zielgerichteter Ernährung. Die meisten Empfehlungen drehen sich da um Gewürze, denn: Scharf macht scharf. Fürs Liebesmahl empfiehlt Gisela Krahl neben dem klassischen Anheizer Sellerie (z. B. in einem feinen Cremesüppchen oder als Salat) vor allem proteinhaltige Lebensmittel: Das „macht wach, schürt Tatkraft und Mut. Gewürze sind für die Lust“. Wirkung zeigen neben den Scharfmachern eigentlich alle „warmen“ Gewürze wie Kardamom, Koriander, Zimt und Vanille. Der ungeübten KöchIn sei Tomatensaft mit Ginseng oder mit Kardamom gewürzter Kaffee empfohlen, Fortgeschrittene wagen sich dann an Sushi oder Campari-Orangen-Sorbet.

„Beim Essen sollte man vor allem das subjektive Empfinden beachten“, betont Krahl. „Leider verlernen immer mehr Leute das Kochen, der Trend zum Convenience-Food ist ja gewaltig.“ Daher sollen die inspirierenden Rezepte aus Mood Food sowohl zu einem Einstieg ins Gute-Laune-Essen als auch zum Selberkochen verführen. Beim anschließenden Selbsttest finden sich dann sicherlich weitere Geheimtips und -tricks für alle denkbaren Lebenslagen.