■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Im Innern zart besaitet

Wen würden Sie auf der Skala „Der harte Hund '99“ ganz oben plazieren. Scherf? Schily? Stoiber? Borttscheller?

Also gut, Stoiber führt; schon wegen der ekeligen RAF-Vergleiche neulich, mit den künftigen Doppelstaatsbürgern als Sicherheitsrisiko. Aber kommt dann schon Borttscheller? Nur weil er sich selbst schon mal öffentlich zur „schwarzen Wildsau“ bekannt hat? Oder weil er nicht widerspricht, wenn ihm coram publicum der Hang zum „harten Burschen“ unterstellt wird, wie am vergangenen Dienstag, beim „Ökumenischen Stadtgespräch“ über Menschenrechte in der Liebfrauenkirche. Also ehrlich. Nur weil ein Moderator wie Theo Schlüter sowas behauptet, muß man das ja nicht gleich glauben. Und wer gibt schon auf die Stimmen von Zwischenrufern und Störern.

Zugegeben, der Senator nutzt jede Chance, sein Härte-Image scharfzufeilen. Behauptet gern eiskalt, Ausländer bräuchten in Deutschland keine Angst zu haben und so. Was für eine Genugtuung muß ihm da die Reaktion von Anwältinnen bereiten, wenn die dann nur noch vor ihm stehen und zittern und beben – wie am Dienstag übrigens zeitgleich der halbe Kirchensaal. Das macht unseren Senator doch schon optisch nur umso härter.

Dabei hat er seine weichen Seiten, unser Senator. Das brächte manchen hartgesottenen PKK-Mann vermutlich ins Grübeln. Die und die vielen anderen linksradikalen Ausländerfreunde, die machen unserem Chef des Innern nämlich ganz schön mulmige Gefühle. Danach hätte Schlüter unseren Senator mal besser gefragt – und nicht nach der Angst von Ausländern, was versteht Borttscheller schließlich schon davon? Über die Angst von Senatoren dagegen hätte er auspacken können. Wie er sich deshalb ewig und drei Tage geweigert hatte, in der Liebfrauenkirche überhaupt aufzutreten. Christdemokrat hin, Kirche und Menschenrechte her.

Herrjeh, war das ein Schieben, Tricksen und Schubsen, bis man den Mann endlich auf's Podium gekriegt hatte. Der Nervenschweiß tropfte bis zur letzten Minute. Und das nur, weil Borttscheller Angst hatte, zum Buhmann der Ausländerfreunde ausersehen zu sein, und das ausgerechnet von unsern braven Kirchenleuten.

Natürlich erzählt man sich jetzt, wo Borttscheller doch, und zwar gemeinsam mit seinem CDU-Kollegen Perschau auftrat, daß der nur zum Händchen- halten neben ihm auf dem Podium stand. „Ohne den Perschau wäre er nie gekommen.“ Dabei ist das nur die halbe Wahrheit.

Stimmt zwar, daß Borttscheller sich auf ein „nie und nimmer“ und damit auf eine Absage an die Debattenmacher festgelegt hatte. Aber die Sache mit Perschau, die lief anders. Dem hatte sein SPD-Bürgermeister-Sozius Henning Scherf nämlich so lange die Seele massiert, bis er die Kirchendebatte endlich zusagte. Problem: Als Perschau endlich mitkriegte, daß Borttscheller überhaupt nicht kommen würde, nahm er seine Zusage prompt zurück. Sah ja alles zu blöd aus. Auch für die Kirchenleute übrigens, denen einer nach dem nächsten vom Podium kippte. Das Asylbundesamt, der Bosnienbeauftragte der Bundesrepublik, Hans Kosch-nick wegen Krankheit, und reihenweise ängstliche CDU-Leute. Gut nur, daß die doch für höhere Mächte zugänglich sind. Die griffen ein – und beide Senatoren kamen. Aber glaube nun niemand, der lange Henning hätte das gefummelt, nur weil sein einziger Redebeitrag die beiden CDU-Diskutanten gegen die Vorwürfe von Ausländerfeindlichkeit in Schutz nahm. Der hatte nur wegen Perschau ein schlechtes Gewissen, glaubt Ihre Rosi Roland