Körperlose Schnäppchenjagd

■ Winterschlußverkauf: Kein Gedränge vor dem Kaufhaus

„Stimmt ja, heute ist der erste Schlußverkaufstag!“ Gaby Bock schaut sich im Ottenser „Mercado“ um. In nahezu allen Geschäften stehen Kleiderständer mit „Reduziert“-Schildern dran, daneben volle Grabbeltische. Trotzdem: Anlaß für ihren Bummel sei der Winterschlußverkauf nicht, sagt Bock.

So wie die 30jährige denken offenbar viele. Am ersten Morgen des Schlußverkaufs ist es so leer wie sonst nur selten in dem Einkaufszentrum. Auch in den Kaufhäusern am Altonaer Bahnhof und in der Großen Bergstraße hält sich der Ansturm in Grenzen. „Ich suche ganz gezielt. Hier, diese Strumpfhosen gibt es nur im Schlußverkauf so billig“, empfiehlt eine Kundin.

Die Zeiten, in denen Grabbeltische hart umkämpft wurden, scheinen endgültig vorbei; an der Kasse warten vier bis fünf Leute. Edith Struck, Rentnerin, weiß auch, warum: „Der Kleiderschrank bricht auseinander. Wenn ich trotzdem was Schönes finde, muß ich dafür was Altes rausschmeißen.“ Der sandfarbene Blazer allerdings, erklärt sie, sei mit mit 99 Mark „viel zu teuer“.

Auf ihren Geldbeutel achten auch Cem und Gülderen Sürücü. Dennoch kaufen der 26- und die 25jährige begeistert ein. „Manches kostet nur noch die Hälfte! Da kann man gute Schnäppchen machen.“ Kritisch beäugen sie ein paar T-Shirts, gehen dann aber an dem Geschäft vorbei – „zu teuer“.

Die Reporterin hingegen erliegt nach 100minütigem Widerstand einem entzückenden Minikleid – Einzelstück natürlich. Daß es zwei Nummern zu groß gerät, kann jetzt auch nicht mehr erschüttern – wird halt nach Redaktionsschluß die Nähmaschine hervorgekramt.

Karen Schulz