Gast im virtuellen Museum

Lehrer müssen moderner an das Thema Holocaust herangehen, findet die Forschungsstelle „Erziehung nach/über Auschwitz“  ■ Von Karen Schulz

„In Reden zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wird immer wieder der Ruf nach den Pädagogen laut“, erklärt Dr. Matthias Heyl. Mehr Unterrichtsstunden sollten dem Holocaust gewidmet werden, verlangen die einen, eine intensivere Auseinandersetzung die anderen. Beides zu fördern ist das Ziel der Hamburger Forschungs- und Arbeitsstelle (FAS) „Erziehung nach/über Auschwitz“. Unter Matthias Heyls Leitung bietet sie Schulungen und Seminare für LehrerInnen an. Die PädagogInnen können Unterrichtsmaterial bestellen oder gemeinsam mit der Arbeitsstelle Projekte für ihre SchülerInnen organisieren. Ein ambitioniertes Projekt, das im Grunde „eine One-Man-Show“ ist, wie Heyl erklärt. Der Gründer der Forschungsstelle ist der einzige bezahlte Mitarbeiter.

Das Argument vieler LehrerInnen, der Holocaust tangiere die Jugendlichen nicht mehr, läßt er nicht gelten. Es komme schlicht darauf an, wie der Pädagoge das Thema verpacke. Zum Beispiel, indem er die Neuen Medien nutzt: Heyl entwickelt derzeit eine CD-ROM zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Harburg. Dieses „virtuelle Museum“ soll SchülerInnen die Möglichkeit bieten, sich selbständig mit dem Holocaust zu beschäftigen. Zudem geplant ist eine Studie über die Umsetzung des Themas in deutschen Schulen. Die könnte, so sein Wunsch, die Grundlage für eine internationale Untersuchung bilden.

Doch für derartige Großprojekte fehlt momentan das Geld. „Die Erziehung nach Auschwitz ist eine Aufgabe, die auf breiteren Schulter ruhen müßte“, kritisiert Heyl die finanzielle Situation der FAS. Zur Zeit wird die Arbeitsstelle allein vom Hamburger Verein Sternipark und über Spenden finanziert. Anfragen an die Kultusministerien brachten zwar wohlwollende Zustimmung hervor, aber kein Geld. Dabei wäre die Aufarbeitung des Holocaust in anderen Ländern ein unterstützenswerter Forschungs-Schwerpunkt, findet Heyl. „Da wäre zum Beispiel die Möglichkeit eines deutsch-amerikanischen E-mail-Projektes.“ SchülerInnen in beiden Staaten könnten so die „Gesellschaft des Holocaust“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und sich dann via Internet austauschen. „Bisher fehlen deutsche LehrerInnen, die das Wagnis E-mail in Englisch auf sich nehmen wollen“, bedauert Heyl.

Solche Projekte, hofft er, lassen sich vielleicht realisieren, wenn die FAS bekannter geworden ist. „Eine gute Lösung wäre zum Beispiel die Nutzung der Schule am Bullenhuser Damm als Ort für die FAS und andere Initiativen mit ähnlich gelagerten Themen.“

Kontakt: FAS, Wohlers Allee 58, Tel.: 43 25 12 80/81