Die unerwünschte Hausvisite

■ Sozialsenatorin besucht Hamburger Frauenhaus. Zufluchtsorte in Schleswig-Holstein sind künftig finanziell abgesichert

Die Bitte der Bewohnerinnen, auf einen Hausbesuch zu verzichten, schlug Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) in den Wind. Sie erschien gestern zur Visite im 1. Hamburger Frauenhaus. Und verzichtete lediglich darauf, die Privatzimmer der Bewohnerinnen zu besichtigen. Dem Gespräch mit Roth, deren Behörde die Frauenhäuser finanziell trägt, wollten sich die Mitarbeiterinnen nicht entziehen. Marion Klußmann vom Frauenhaus kritisiert jedoch, daß Roth das Angebot, sich im ausgelagerten Frauenhaus-Büro zusammenzusetzen, ausgeschlagen habe: „Das ist respektlos gegenüber den Prinzipien der Frauenhaus-Arbeit.“ Die beschreiben die Frauenhäuser nämlich nicht als offen für alle, sondern als Zuflucht für mißhandelte Frauen. Eine Stellungnahme der Senatorin zu diesem Vorwurf war gestern nicht zu erhalten.

Während man sich in Hamburg derart reibt, freuen sich die MitarbeiterInnen der schleswig-holsteinischen Frauenhäuser über ihr Einvernehmen mit der dortigen Landesregierung: Nach jahrelangen Verhandlungen wurde nun die Finanzierung der 14 Frauenhäuser im nördlichsten Bundesland gesetzlich abgesichert. Das Land und die Kommunen tragen ab diesem Jahr die Mietkosten pauschal über das „Finanzausgleichsgesetz“.

Bisher mußten Zuflucht suchende Frauen die Miete selbst zahlen. Dadurch, so Elke Wirth-Thoma, Mitarbeiterin des Frauenhauses in Neumünster, „mußten sie selbst für die Kosten ihrer Flucht aufkommen“. Für viele Frauen sei das ein Problem gewesen. Das Frauenhaus wiederrum hatte Mietschulden zu beklagen, weil etliche Bewohnerinnen die Miete schlicht nicht zahlen konnten. Auch seien Frauen mit geringem Einkommen zu Sozialhilfeempfängerinnen geworden. Dadurch, so die „Landesarbeitsgemeinschaft autonome Frauenhäuser“, wurde „das gesamtgesellschaftliche Problem der Gewalt individualisiert und der einzelnen Frau angelastet“.

Einen ersten Schritt in die andere Richtung hatte Schleswig-Holstein vor drei Jahren getan. Seither tragen Land und Kommunen die Personal- und Sachkosten der Frauenhäuser. In Hamburg gibt es schon lange ein anderes Modell. Hier haben die Frauenhäuser einen festen Etat von der BAGS. Elke Spanner