„Wo sollen Löffelente & Co. denn bleiben?“

■ Naturschutzverbände kritisieren Ersatz des Mühlenberger Lochs durch Wattflächen

Der Umbau der Insel Hahnöfersand zum Süßwasserwatt kommt viel zu spät. „Außerdem bietet er Zugvögeln nicht genügend Raum.“ Mit diesen beiden zentralen Einwänden haben sich gestern die Naturschutzverbände in Hamburg gegen die Pläne des Senats gewandt, Teile der Insel als Ausgleich für die geplante Zerstörung des Mühlenberger Lochs zu überfluten.

Die Arbeitsgemeinschaft Paragraph 29 – ein Zusammenschluß von sieben Naturschutzverbänden – und der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) nutzten den Ablauf der Frist für Einwendungen gegen das Planfeststellungsverfahren gestern, um ihre Kritik öffentlich zu machen: Die ökologischen Werte des Mühlenberger Lochs könnten weder ausgeglichen noch ersetzt werden, konstatierte auch der Nabu (Naturschutzbund). „Es käme schließlich auch niemand auf die Idee, den Hamburger Michel oder den Kölner Dom für eine Fabrikhalle abzureißen und woanders naturgetreu wieder aufzubauen“, sagte Nabu-Mitarbeiter Uwe Westphal.

Einwand Nummer eins: Das Mühlenberger Loch ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel, vor allem für Löffel- und Krickenten. Wird es zugeschüttet, dauert es mindestens zwei Jahre, bis auf dem Gebiet von Hahnöfersand ein neuer Rastplatz zur Verfügung steht. „Wo sollen Löffelente & Co. solange bleiben?“, fragt Westphal. Die Experten der Naturschutzverbände vermuten, daß es zehn Jahre dauern wird, bis sich dort ein richtiges Süßwasserwatt entwickelt hat. Damit würde zumindest auf einige Jahre hinaus ein Loch in die europäische Schutzgebietskette „Natura 2000“ gerissen, zu der das Mühlenberger Loch noch zählt. Ob die Vögel danach wiederkommen, ist fraglich; ihre Bestände werden angegriffen.

Einwand Nummer zwei: Hahn-öfersand soll zwar zu Watt gemacht werden, aber nur beidseits der Justizvollzugsanstalt. „Das heißt, wir haben nicht eine zusammenhängende Fläche wie im Mühlenberger Loch, sondern zwei Teilflächen“, sagt Manfred Braasch vom BUND. Die Fluchtdistanzen der Zugvögel würden viel häufiger unterschritten als auf der weiten Elbbucht vor Finkenwerder. Auf den Teilflächen fänden außerdem weniger Vögel Platz als auf dem heutigen großen Rastplatz.

Die beiden Gebiete auf Hahnöfersand reichen als Ausgleich für das Mühlenberger Loch also nicht aus. Deshalb soll aus dem Twielenflether Sand im Kreis Pinneberg – einem Naturschutzgebiet höchster Kategorie – ein drittes Watt gemacht werden. knö