„Haltung annehmen“

Handelskammer Hamburg fordert mehr vergabereife Flächen für Firmenansiedlungen  ■ Von Gernot Knödler

Hamburg hat nach Ansicht der Handelskammer zu wenige Gewerbeflächen im Angebot, die sofort bebaut werden könnten. Wie Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz auf der gestrigen Jahresberichts-Pressekonferenz der Kammer ausführte, fehlt es vor allem nördlich der Elbe an Platz für ansiedlungswillige Firmen. Die Kammer schlug daher 50 Quadratkilometer an städtischen Flächen vor, die „kurzfristig vergabereif gemacht“ werden könnten. Ein Teil dieser Gewerbegebiete solle mit klingenden Namen wie „Hanseatic Nano Valley“ („nur ein Vorschlag“) und der Anbindung an wissenschaftliche Einrichtungen vermarktet werden.

Schmidt-Trenz kritisierte, von rund 18 Quadratkilometern städtischer Grundstücke, für die es laut Flächennutzungsplan verbindliches Planrecht gebe, seien derzeit nur 7,2 Quadratkilometer vergabereif. Die meisten davon fänden sich in den Bezirken Bergedorf und Mitte, in Altona, Eimsbüttel und Wandsbek gebe es keine.

Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) rechnet anders: Sämtliche 18 Quadratkilometer gelten nach Auskunft von Steb-Sprecherin Ina Klotzhuber als „kurzfristig aktivierbar“. Nach Definition der Behörde könne innerhalb eines Jahres mit dem Bauen begonnen werden.

Doch der Handelskammer ist das nicht genug. Sie hat jetzt selbst neun Flächen so weit auf Vergabereife untersucht, „daß im Prinzip nur noch der Genehmigungsstempel druntergesetzt werden muß“, wie Schmidt-Trenz findet. Das sind Grundstücke südlich des Öjendorfer Friedhofs, direkt nordwestlich des Friedhofs Altona, auf dem Altonaer Güterbahnhof, auf dem Groß Borsteler Güterbahnhof, am S-Bahnhof Alte Wöhr, am Autobahnkreuz Hamburg-Nordwest, östlich des Raakmoors in Hummelsbüttel, an der Autobahnauffahrt Bergedorf und östlich von Rönneburg am Stadtrand.

Um die Gebiete besser an Interessenten zu bringen, verlangte Schmidt-Trenz eine Aufwertung der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, in der die Handelskammer selbst mitarbeitet. Als Lotse solle sie die UnternehmerInnen „beim Spießrutenlaufen durch den Dschungel der Hamburger Bürokratie“ begleiten. Die Mitarbeiter der Senatsbehörden hätten gleichsam „Haltung anzunehmen“, sobald ein Wirtschaftsförderer auftauche.

Die Wirtschaftsaussichten für Hamburg glaubte die Kammer gestern etwas trüben zu müssen. Das Geschäftsklima hat sich nach der jüngsten Umfrage der Kammer gegenüber dem Herbst verschlechtert. Die Wachstumsprognose müsse von drei auf zweieinhalb Prozent korrigiert werden. Und die Arbeitslosigkeit, so die düstere Prophezeiung, werde nicht zurückgehen.