Von der alten Oberneulander Bäuerin Meta Rödiger

■ Die taz-Serie „Bürgerinitiativen gegen Flächenfraß“, Teil 5 / Heute: Der Verein „Meta Rödiger“ aus Oberneuland, der den gerade gestern bekundeten festen Koalitionswillen für einen Büropark Oberneuland/Vahr brechen will

Vor 20 Jahren starb die Oberneulander Bäuerin Meta Rödiger. Zeitlebens liebte sie das Land, das sie beackerte. Mit ihrem Tod vermachte sie ihr Grundstück am Achterdiek der Stadt, auf daß sie es erhalte, schütze und pflege. Als jetzt im Januar auf einer Beiratssitzung die fertigen Pläne für eine Bebauung des Landschaftsschutzgebietes am Achterdiek vorgestellt wurden, empörten sich zahlreiche Anwohner. „Die Absicht war schon vorher bekannt“, so Dr. Wilfried Böhnke (59), „aber als klar wurde, welches Ausmaß das Projekt hat, haben wir uns zusammengeschlossen und den Verein ,Meta Rödiger' gegründet.“

Bis zu 240.000 Quadratmeter Bürofläche will die rot-schwarze Regierung mit dem Bau des Büroparks Vahr/Oberneuland schaffen. Weiter umfaßt das Projekt die Option, ein Hochhaus mit weiteren Büros zu errichten und später auf einer 12 Hektar großen Fläche den Büropark zu erweitern.

Doch schon heute gebe es in Bremen beklagenswerten Büroleerstand. Allein in der Innenstadt werden 35.000 Quadratmeter Bürofläche nicht genutzt, so der Vereinsvorsitzende Wilfried Böhnke. „Der Bedarf ist überhaupt nicht gedeckt.“ Doch CDU-Wirtschafts-Senator Josef Hattig mache sich nicht einmal die Mühe, eine ausreichende Nachfrage zu beweisen. Sein Ziel: Durch die Bebauung sollen schon nach der ersten Ausbauphase 3.500 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch Oberschulrat Wilfried Böhnke fürchtet, daß es sich dabei nur um eine Verlagerung von Arbeitsplätzen handelt. „Wir haben in Bremen einen lokalen Markt.“

Und sollten wirklich über dreitausend Personen zur Arbeit in den Büropark Oberneuland/Vahr fahren, so drohe dem Nedderland mit nur halb so vielen Einwohnern das Verkehrschaos. Böhnke: „Die einzige Zufahrt führt über die Straße Achterdiek, und die kann nur einspurig befahren werden.“

Die ÖPNV-Anbindung sei ebenso unzureichend. Dafür, so argumentiert die Stadt, liege der neue Büropark nahe der Autobahn. Eine Belastung der Wohnstraßen würde somit vermieden werden. Stimmt nicht, meint dazu Wilfried Böhnke, „dies gilt nicht für das Gelände am Achterdiek. Ganz offensichtlich haben sich weder Politiker noch Planer an Ort und Stelle ein Bild von der besonderen Lage dieses Areals gemacht.“

Deshalb erhofft sich der Verein vom neuen Aktionsbündnis, daß „die Stimmen vor Ort wieder mehr gehört werden. Der Flächenfraß muß aufhören“, so Böhnke, der das Gelände als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Erholungsraum und als Bild „einer eindrucksvollen Jahrhunderte alten Kulturlandschaft“ erhalten will. Ein Eingriff in Natur und Landschaft sei in keiner Weise ausgleichbar.

Aber am 10. Dezember haben die großkoalitionären Baupolitiker den Bebauungsplänen längst zugestimmt – und derzeit bringt die Koalition auch noch Kritiker in der Bremer Naturschutzbehörde auf Kurs. Nach neuesten Plänen (die taz berichtete) soll der Spatenstich noch vor den Neuwahlen im Juni erfolgen, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Und so wird es eng für das Landschaftsschutzgebiet am Achterdiek und damit auch für das Gelände, das Meta Rödiger der Stadt vor 20 Jahren in gutem Glauben vererbt hatte.

Stefan Herrmann