Tempodrom zieht um

■ Die Berliner Kulturstätte wird nicht geräumt. 6 Millionen Mark Entschädigung vom Senat

Berlin (taz) – Der Rechtsstreit zwischen Berlins bekannter alternativer Kulturinstitution, dem Tempodrom, und dem Senat der Hauptstadt ist mit einem Vergleich zu Ende gegangen. Demnach muß das Tempodrom, das jährlich etwa 200.000 Besucher in seine Zelte lockt, zwar bis Ende April dieses Jahres sein Grundstück im Bezirk Tiergarten vollständig räumen. Die renommierte Kulturstätte erhält dafür als Entschädigung vom Senat sechs Millionen Mark.

Vom Tisch ist damit die vom Land angedrohte Räumung des Grundstückes am Spreebogen – auf ihm soll das zukünftige Kanzleramt entstehen. Durch das Geld des Senats sei nun auch der Bau eines neuen Tempodroms am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg gesichert, betonte die Chefin der Kulturinstitution, Irene Moessinger.

Von Anfang an, seit 19 Jahren, leitet sie das Tempodrom, auf dessen Bühne schon so unterschiedliche Gäste wie Gianna Nannini, Daniel Barenboim, Bob Dylan, Nina Hagen, Dario Fo, Inge Meysel, Nigel Kennedy, Johnny Cash und Die Toten Hosen standen.

Der überraschende Vergleich war am Tag der Verhandlung über die Räumungsklage des Landes gegen das Tempodrom zustande gekommen. Ursprünglich hatte das Tempodrom acht Millionen Mark Entschädigung gefordert, während der Bund über das Land Berlin vier Millionen angeboten hatte. Mit der Entschädigungszahlung, Privatspenden, Lotto-Geldern und EU-Mitteln sollen nun die 32 Millionen zusammenkommen, die für den zeltartigen Neubau berechnet sind.

Während sich die federführende Berliner Kulturverwaltung über den Vergleich zufrieden zeigte, bemängelte Irene Moessinger, daß es nicht möglich gewesen sei, zumindest noch diese Saison auf dem jetzigen Gelände Veranstaltungen durchzuführen. Dadurch müßten sie und ihre 30 Mitarbeiter hohe Einkommensverluste hinnehmen. Der letzte Vorhang soll im Tiergarten am 6. Februar fallen. ges