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Namibia und seine Besatzer

Im Jahr 1883 ging der Bremer Geschäftsmann Adolf Lüderitz in der Bucht von Angra Pequene, südlich der namibischen Küstenstadt Swakopmund, an Land. Für einhundert Englische Pfund und zweihundert Gewehre kaufte er den Küstenstreifen um die heutige Lüderitzbucht und bat das Deutsche Reich um Schutz. Bismarck zögerte nicht lange: Am 7. August 1884 war Deutsch-Südwestafrika geboren – die erste Kolonie des Reichs.

Zwanzig Jahre später erhoben sich die Völker der Nama und Herero gegen die Kolonialmacht. Von 1904 bis 1906 töteten deutsche Truppen mehr als die Hälfte der Eingeborenen. Allein im ersten Jahr des Aufstands wurden 50.000 Hereros niedergemetzelt.

1915 marschierten südafrikanische Truppen in „Deutsch- Südwest“ ein und zwangen die Besatzungsmacht zur Aufgabe.

1920 erhielt Südafrika durch den Völkerbund das Mandat zur Verwaltung Südwestafrikas. Die Deutschen wurden von den Buren geduldet und besetzten in der Wirtschaft des Landes weiterhin Schlüsselpositionen.

Die UNO forderte seit ihrer Gründung ein Ende der Abhängigkeit Namibias von Südafrika. Lange Zeit führten die Unabhängigkeitskämpfer der „South West African Peoples Organization“ (Swapo) einen blutigen Kampf gegen die weißen Verwalter aus dem Süden.

1989 erhielt die Swapo bei den ersten freien Wahlen des Landes die absolute Mehrheit der Stimmen.

Am 21. März 1990 wurden der Swapo-Chef Sam Nujoma zum ersten Präsidenten der Republik Namibia gewählt. Viele der Jugendlichen, die während des Bürgerkriegs von der Swapo in verschiedene kommunistisch regierte Staaten verschickt worden waren, kehrten nach Namibia zurück. Allein zwischen Juli und August 1990 kamen rund 40.000 Vertriebene wieder.

Viele Weiße haben seit dem Ende der Apartheid Angst um ihre Pfründen. Die 27.000 deutschstämmigen Namibier fürchten das Ende der Gemütlichkeit: „Endzeitstimmung in Namibia“ titelte die deutschsprachige Allgemeine Zeitung. Täglich lamentiert das Blatt über die steigende Kriminalität. Dabei ist Windhuk ungefähr so gefährlich wie Wiesbaden.

Im März 1998 kam mit Roman Herzog zum erstenmal ein deutsches Staatsoberhaupt nach Namibia. Die Vertreter der Herero, die auf eine Entschuldigung und Reparationszahlungen für die unter der deutschen Besatzzungsmacht erlittenen Leiden gehofft hatten, wurden enttäuscht. Herzog betonte, Deutschland werde seiner Verantwortung durch Entwicklungshilfe gerecht. Rund 650 Millionen Mark sind seit der Unabhängigkeit nach Namibia geflossen. sk/vw

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