■ H.G. Hollein
: Grußpost

Die Frau, mit der ich lebe, hat zwei Freundinnen, die auch im Urlaub an sie denken. Das ist schön. Zumal diese Freundinnen aufgrund dieses Umstandes eine Zeitlang weit weg sind. Das mag irgendwie nachtragend klingen, aber was ist von Frauen zu halten, die mich schon in der Anschrift nur als der Gefährtin „getreuer Diener“ apostrophieren. Daß „Diener“ in offenbar letzter Sekunde noch durchgestrichen und durch „Gefährte“ ersetzt wurde, rettet da auch nichts mehr. Ebensowenig wie die in heuchlerischer Schwärmerei ausgebreitete Vorstellung, wie schön es wäre, wenn „wir vier“ jetzt alle zusammen am Swimming-Pool lägen. Der hätte nämlich „eine Grundreinigung nötig“. Klammer auf – H.G. – Klammer zu. Dafür liegt er „wunderschön auf einem Berg“ im äthiopischen Hochland. Auf- und Abstieg seien zwar etwas mühsam, aber „er“ könne ja „morgens mal eben runtersprinten und eine Pferdedroschke organisieren“. Klammer auf – „mit Sonnenschutz“ – Klammer zu. Falls ich damit motorisch immer noch unterfordert sein sollte, fänden die Damen meine Anwesenheit „zwecks Ausgrabung und Wiederaufbau“ des Palastes der Königin von Saba aber zumindest hinnehmbar. Auch für eine vorübergehende Entnahme der Bundeslade aus dem Allerheiligsten der Kirche Santa Maria von Zion wäre ich wohl der richtige Mann. „Frauen dürfen da nämlich nicht rein.“ Das ist ja wohl so zu verstehen, daß die sonnengeölten Grazien sich angesichts der mosaischen Gesetzestafeln kulturgeschichtlicher Verzückung hingeben, derweil ich tapfer dem Steinigungskommando einer aufgebrachten Gläubigenschar gegenübertrete. Wie gesagt, es mag nachtragend klingen, aber selbst wenn das Schriftbild dieser Urlaubsepistel auf eine hochgradige alkoholische Intoxikation schließen läßt: Ich sehe der Rückkehr der beiden mit einem gewissen Groll entgegen.