Energisch Geld sparen

Private Haushalte, die immer schon umweltbewußt gewirtschaftet haben, sind bei der Öko-Steuer-Reform die Gekniffenen  ■ Von Gernot Knödler

Für manchen ist die Öko-Steuer der blanke Horror. Vor allem diejenigen, die noch nie etwas mit selbstgestrickten Pullovern und Birkenstock-Sandalen am Hut hatten, schreien Zeter und Mordio, weil ihnen unter einem neuen Rubrum in den Geldbeutel gegriffen werden soll. Doch die eigentlich Gekniffenen sind die Ökos: Weil sie schon längst energiesparend wirtschaften, können sie ihren Verbrauch nicht mehr wesentlich drosseln. Sie zahlen drauf. Energieverschwender hingegen können profitieren. Andere Geräte und Gewohnheiten erlauben es, dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen. Wie das gehen könnte, hat die Hamburger Verbraucher-Zentrale bei willkürlich ausgewählten Haushalten ausprobiert.

Schlecht sieht es aus für das sparsam heizende Rentnerehepaar mit neuen Haushaltsgeräten, das mit dem Auto nur zum Campingplatz fährt. Die einzige Idee, die den Energiespar-Kommissaren der Verbraucher-Zentrale zu den karg lebenden alten Leuten einfiel, war eine Zeitschaltuhr fürs Tischstaubsauger-Ladegerät. Das heizt jetzt eine statt 24 Stunden am Tag und spart 10,64 Mark für den Strom im Jahr – die Abschreibung für die Zeitschaltuhr eingerechnet. Gleichzeitig steigt die Stromrechnung so stark, daß unterm Strich 32 Mark mehr herauskommen. Zusammen mit Gas und Benzin müssen die Rentner wegen der Öko-Steuer 137 Mark mehr im Jahr für Energie ausgeben.

Ganz anders der fun-orientierte Single. Obwohl unter 40 Jahre alt und ziemlich rüstig, fährt er viel und gerne mit dem Auto, er surft im Internet und telefoniert schnurlos. Ein Drittel seiner Fahrten, haben ihm die Verbraucherschützer vorgerechnet, könnte er problemlos mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen – spart 120 Mark im Jahr. Eine schaltbare Steckerleiste für Drucker, Monitor und Modem spart 68 Mark, ein Öko-Steckernetzteil fürs Telefon 15 Mark, der Austausch von sechs Glüh- durch Energiesparlampen 82 Mark im Jahr. Und weil der Kühlschrank des Singles fast 20 Jahre Entwicklung verschlafen hat, lassen sich durch einen neuen weitere 51 Mark sparen. Unterm Strich gilt: Ließe er alles beim alten, müßte er 407 Mark Öko-Steuer im Jahr bezahlen. Nutzt er die vorgeschlagenen Spar-Möglichkeiten, wird er um 248 Mark entlastet.

Ein kniffliger Fall ist die energiebewußte Familie mit zwei Kindern, die zwei Autos fährt. Dort, wo sie sparen wollte, beim Strom und der Heizung, gibt es nach dem Stand der Technik kaum noch Möglichkeiten, und dort, wo sie sparen könnte, bei den Autos, will sie es nicht. Am Ende stehen 310 Mark mehr auf der Rechnung von Vater Staat.

Die Mehrzahl der Haushalte, so die Verbraucher-Zentrale, sei jedoch beim Stromverbrauch und beim Heizen längst nicht so sparsam wie die vorgestellte Familie oder das Rentnerpaar. Und wenn dann auch noch mit dem Gedanken gespielt werden darf, die heilige Kuh aus Blech des öfteren im Stall zu lassen, gibt es eigentlich motivierenden Spielraum genug für die Öko-Steuer.

Ein Vortrag „Ökosteuer in Verbraucherhaushalten“ findet am 18. Februar von 18.30 bis 21.30 Uhr in der Verbraucher-Zentrale Hamburg, Kirchenallee 22 (20099 Hamburg) statt. Der Eintritt beträgt 15 Mark, Anmeldung per Post, Tel.: 248 32-108 (Mo-Fr, 10- 13 Uhr) oder Fax: 248 32-290.