Waffenruhe für Ost-Timor

■ Rebellenchef ruft zu Abkommen mit Indonesien auf. Gespräche in New York

Jakarta (rtr/dpa) – Der inhaftierte Chef der Rebellenbewegung Ost-Timors, Xanana Gusmao, hat zu einer Waffenruhe in der indonesischen Unruheprovinz aufgerufen. Die indonesische Regierung solle ihre Truppen reduzieren und wenn möglich ein Waffenstillstandsabkommen mit den Rebellen unterzeichnen, sagte Gusmao gestern vor Journalisten im Gefängnis in Jakarta. Er verbüßt dort eine 20jährige Haftstrafe. Zugleich begrüßte er das Einlenken Indonesiens in der Frage Ost-Timors.

Die indonesische Regierung bestätigte unterdessen ihre Bereitschaft, dem seit 23 Jahren besetzten Ost-Timor möglicherweise die Unabhängigkeit zu gewähren, sie aber im Tonfall deutlich relativiert. Die Unabhängigkeit sei nur „zweite Option“ und „schlimmster Fall“, sagte ein indonesischer Diplomat nach Angaben der BBC bei den Vereinten Nationen in New York. Ziel von Präsident Habibie bleibe eine Autonomieregelung für die frühere portugiesische Kolonie. Über eine Lösung des Konflikts um Ost-Timor sprechen seit Donnerstag Indonesien und Portugal unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen in New York. Auf beiden Seiten sei der Wunsch zu erkennen, so schnell wie möglich eine Einigung zu erzielen, sagte der UN-Sonderbeauftragter für Ost-Timor, Jamsheed Marker.

Trotz überwiegend skeptischer Reaktionen im Ausland auf den überraschenden Vorstoß Jakartas findet die Idee der Unabhängigkeit Ost-Timors in Indonesien selbst offenbar immer mehr Zustimmung. Die Tageszeitung Jakarta Post nannte Habibies Überlegung, den 1976 annektierten Inselteil notfalls eigene Wege gehen zu lassen, gestern einen „ehrenvollen Ausweg“. Der Trennungsprozeß könne Mitte des nächsten Jahres beginnen. Auch das Militär begrüßte die Initiative. In dem Unabhängigkeitskampf der Osttimorer starben bisher etwa 200.000 Menschen.