Die Kolumne heißt vorübergehend „Alles Turnschuh“
: Vergiß Hotelzüge

■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 12. Versuch

Wir wissen nicht, weswegen der angetrunkene 21jährige aus Nordstemmen zu 400 Mark verknackt wurde – weil er einen Baggerfahrer „Ossischwein“ und „Zonensau“ genannt hatte? Oder weil er den Kerl mit einer Schreckschußpistole bedrohte? Mit den Zonis ist es aber auch zu und zu schwer. Schonmal „Hotelzug“ gefahren? Intercity Night? Wo früher gescheiterte Studenten den Schlafwagenschaffner machten, Depressive, mit denen man über Mathematik reden konnte, die einem Rotwein besorgten und heimlich ein Leerabteil aufschlossen, wenn der Mitschläfer Käsefüße hatte, hocken jetzt kackfrech Frau Zonensau und Herr Ossischwein im Bistrowagen als „Rezeption“. Und stammeln von „Vorschriften“. Im Hotelabteil aber, schlafgestörte Dame, und Sie, Herr Schnarchratz, weht einem die ganze Nacht aus der Klimaanlage eiskalter Zigarrettenqualm ins Gesicht, während sich im unteren Bett ein Mitglied des Bremer Staatsorchesters wälzt. Ein Mann (übrigens Zoni), der am schlimmsten Quotenfrauen aus Bremen Nord findet, die Kultursenatorin werden. Womöglich greift er demnächst zur Schreckschußpistole.

Kurz: Vergessen Sie Hotelzüge! Und verzichten Sie auf Salzleuchten, vor denen Jodal-lergiker warnen. Gehen Sie statt dessen am 30.1., um 14 Uhr, in die Lloyd-Passage, ausschließlich um einen Mann anzusehen, der bei Hasso von Hugo von der Pike auf gelernt hat. So einer, der bei Hasso von Hugo von der Pike auf gelernt hat, darf von mir aus Jodallergikerfeind sein. Und Zoni dazu.

Burkhard Straßmann