Press-Schlag
: Kein Wort von Ribbeck

■ Wie die Neulinge Schneider und Reich die heutige Florida-Reise des DFB angehen

So, Zeit sich vorzubereiten, die Hände zu reiben, bedenkentragend den Kopf zu schütteln, Reden zu schwingen, unkend und feixend, was auch immer, jedenfalls geht es um dies: die Fußballnationalmannschaft, den unerschöpflichen Steinbruch für Exegesen und Richtungsdebatten.

DIE FLORIDA-REISE

Wozu fliegt das DFB-Team heute gen Florida?

Teamchef Erich Ribbeck: „Um dort den Spielern unsere Vorstellungen klarzumachen, wie wir in Zukunft spielen.“

Gegner: USA (6. Februar, Jacksonville), Kolumbien (9. Februar, Miami)

Neulinge: Michael Preetz (31, Bernd Schneider (25), Marco Reich (21), Michael Ballack (22)

Es fehlen: Oliver Bierhoff, Jörg Heinrich, Christian Ziege, Dietmar Hamann, Viererkette

Das Material ist unverändert. Neu ist, daß die Ansichten, was es taugt und wozu man es überhaupt braucht, offiziell inzwischen gleichgeschaltet sind. Und zwar seit Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß am Wochenende die Synthese geschafft hat. Kürzlich war er noch dafür, die Qualifikation zur EM 2000 „für einen wirklichen Umbruch“ zur Disposition zu stellen („Ich persönlich hätte den Mut“). Inzwischen hat er erkannt, daß es solchen Mutes nicht bedarf, weil es um eine Gretchenfrage nämlich gar nicht geht, denn man „kann Regeneration und Qualifikation schaffen“.

Das ist schön. Besonders für die Debütanten, die nun nicht mit der freudlosen Aufgabe mehrjähriger Aufbauarbeit alleingelassen werden. Und es gibt tatsächlich zwei Neulinge. Niemand soll sagen, Teamchef Erich Ribbeck (61) sei nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten, die Fachpresse auszuwerten, eilfertig zugange, aus dem Kieselbett der hiesigen Fußballkultur an funkelnden Steinchen auszugraben, was auszugraben ist.

Die neuen Entdeckungen sind also der Berliner Stürmer Michael Preetz (31) und der Frankfurter Mittelfeldspieler Bernd Schneider (25). Der sieht die nationale Lage so: „Man muß die Vergangenheit abhaken, nach vorn schauen und die Quali schaffen.“ Die Einstellung dürfte dem Teamchef gefallen. Zumal sie nicht einmal abgesprochen ist, denn der Neuling hatte bis zum Wochenende mit dem obersten Trainer des Verbandes noch kein Wort gewechselt. Zur Nationalmannschaft lädt der DFB schriftlich.

Nimmt man es nicht so genau, gibt es noch zwei Spieler, die unter die Erneuerungsquote fallen, und die sogar den Altersschnitt senken, also tendenziell Begriffe wie Regeneration oder Umbruch rechtfertigen. Es sind die Lauterer Michael Ballack (22) und Marco Reich (21). Denen ist bei ihrem tatsächlichen Lehrgangsdebüt der Länderspieleinsatz erspart geblieben. Das war ihr Glück, es war auf Malta. Reich erinnert sich nach wie vor ungehalten, vom damaligen Trainer nicht aus sportlichen Gründen mitgenommen worden zu sein: „Damals wurden von der Presse junge Spieler gefordert.“ Jetzt, wo das leicht hysterische Geschrei nach Jugend, Jugend, Jugend zu einem Krächzen verkümmert ist, ist Reich selbstbewußter und sieht „die Einladung als Belohnung für die teilweise in der Hinrunde gute Leistung“.

Die Frage wird also sein, ob die U-25jährigen gegen den Fußballgiganten USA oder Kolumbien tatsächlich mal ein bißchen mitspielen dürfen. Kann es schaden? Reich meint nein. Er wußte schon vor der Malta- Reise, daß von kürzeren Einsätzen des Nachwuchses „der deutsche Fußball auch nicht kaputtgeht“. Darauf hätte manch Älterer vielleicht auch etwas früher kommen können. Katrin Weber-Klüver