Herminator hat die Ehre und die Bürde

■ Bei der Ski-WM in Vail lastet vor dem heutigen Super G der Männer der Druck allein auf den österreichischen Gladiatoren

Vail (taz) – Im „Österreicher- Haus“ im Herzen Vails herrscht schon vor der Eröffnung verständliche Hektik. Für den heutigen Dienstag erwartet der Österreichische Skiverband (ÖSV) mit seinen Finanziers aus der Wirtschaft „den ersten echten Großkampftag“.

Heute abend, da ist Austria felsenfest überzeugt, gibt es den Weltmeister im Super G zu feiern, und nicht nur das: Man ist vorsorglich auch für einen Dreifach-Triumph gerüstet. „Ös wird laufen“, sagte ein Mitarbeiter im Österreicher-Haus, „die Ski auf der Pist'n und dös Flüssige hier“.

Kommt der österreichische Optimismus ein bißchen überheblich daher, so gibt es doch allen Grund dafür. Seit Februar 1997 haben Hermann Maier & Co alle 13 Weltcuprennen im Super G gewonnen. Vor Weihnachten am Patscherkofel bei Innsbruck fanden sich gar neun ÖSV-Läufer auf den ersten neun Plätzen.

Aber nur vier dürfen bei der WM an den Start. Der Herminator selbst, Stefan Eberharter, Rainer Salzgeber und Hans Knauss, der überraschende Abfahrtssieger auf der Kitzbüheler Streif, wurden nominiert. Sie haben die Ehre, wie der Österreicher gerne sagt, aber sie haben mehr noch die Bürde. Da wäre zum einen der rot-weiß-rote Nationalstolz zu befriedigen. Zum anderen haben Austrias Favoriten auch handfeste Geschäftsinteressen zu befriedigen. Head-Fahrer Salzgeber hat in dieser Hinsicht das leichteste Los. Maier, Eberharter und Knauss aber rasen auf Atomic zu Tale, und Geschäftsführer Michael Schinnes stellte klar, wie wichtig für Atomic ein erfolgreiches Abschneiden in Colorado ist. Die USA sind nach Japan der zweitgrößte Markt und machen 20 Prozent des weltweiten Umsatzes der Skindustrie aus. Man habe in den Vereinigten Staaten in den letzten zwei Jahren den Absatz verdoppeln können, Steigerungspotential sei aber immer noch vorhanden. Ralf Mittmann