Teamwork mit Bertelsmann

■ Die laden nie Schüler ein! Die schülerfreien Bildungsgespräche des Weltkonzerns haben viel Kritik geerntet. Jetzt zeigten Kids, daß sie Schule neu denken können – genau wie Bertelsmann

Lea ist eine von jenen Schülern, denen Schule nach eigenem Bekunden Spaß macht. Und weil alle so fühlen sollen, präsentierte Lea mit ausgesuchten Mitstreitern ihre Idee von guter Schule in Berlin. Die Bertelsmann-Stiftung, wegen ihrer professoral-oberlehrerhaften Einladungspolitik in die Kritik geraten, suchte den Italiener aus und bezahlte die Pasta für die „Innenansichten des Bildungssystems“.

Lea ärgert es fürchterlich, daß es an so vielem hakt und klemmt. „Schüler sollten gerne zur Schule gehen und nicht einfach nur rein- und rausmarschieren“, sagt die 18jährige von der Sophie-Scholl- Gesamtschule in Berlin. Ihr Weg: Schule zu einer Gemeinschaft machen, mit der sich die Kids identifizieren können. Wie das gehen soll? Ideen trägt Lea viele vor: Die Schule braucht einen Namen mit Geschichte. Damit sie mehr als bloße Lehranstalt ist. Sie braucht ein Logo und Öffentlichkeitsarbeit, auf daß sie bekannt werde. Und das Wichtigste ist ein Schulprogramm, mit dem sich die Schüler identifizieren können. Schulprogramm? Aus einem Schülermund? Da wurde klar, daß die Bertelsmänner nicht bloß den Italiener ausgewählt hatten. Das gesamte schulpolitische Engagement der Gütersloher Stiftung beruht auf dem, was für Lea authentischer Wunsch ist.

In Leas fliegendem Klassenzimmer der Zukunft sind denn auch Firmenkontakte Standard. Selbstverständlich gibt es reihenweise Betriebspraktika – für Schüler und Lehrer. Noten für die Lehrer sind längst institutionalisiert, und die praktische Ausrichtung des Unterrichts an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts ist beinah ein Gemeinplatz. „Für uns ist es wichtig, das Wir-Gefühl zurückzugewinnen“, heißt das bei Lea – und im Schrifttum der Stiftung.

Lea und Judith, Stefan und René sind gewissermaßen die geistigen Enkel des Stiftungsgründers Reinhard Mohn. Als sie ihre Ideen von der guten Schule vorstellten, wurde deutlich, was deutlich werden soll: Ideologische Grabenkämpfe sind Schnee von gestern. „Wir wollen uns mit Schule und Hochschule identifizieren können“, empfand Lea nach, was die Stiftung propagiert. Deshalb muß eine Corporate Identity her. Und Projekte mit der Gesellschaft außerhalb der Schule, im Kiez, mit Firmen oder mit Verbänden.

„Die Schule stellt sich nicht auf die Anforderungen des Lebens ein“, meint Judith aus der 13. Klasse des Elsa-Brändström-Gymnasiums in Oberhausen. „Wieso lernen wir im Unterricht so wenig von dem, was man später im Beruf braucht?“ Und Judith wußte sogar ein paar Beispiele vorzutragen: Nicht nur Wissen einpauken, sondern eigenständig lernen lehren. Oder: Wie präsentiere ich einen Vortrag? Wie arbeite ich im Team? Judiths Kritik, so scheint es, fiel da zu harsch aus. Denn Teamwork haben die vier vom Think Tank schon gut drauf, Teamwork mit Bertelsmann. Felix