Keine Legalisierung

■ Bürgerschaft diskutiert Modellversuch zur kontrollierten Abgabe von Heroin

Der geplante Modellversuch zur kontrollierten Abgabe von Heroin an Süchtige hat gestern in der Hamburger Bürgerschaft für eine kontroverse Debatte gesorgt. Während Sprecher von SPD und GAL das Projekt verteidigten, kritisierten CDU-Abgeordnete den Versuch als Kapitulation vor dem Heroin und Scheitern der Hamburger Drogenpolitik. Um Mißverständnissen vorzubeugen, stellte Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) erst einmal klar, daß es sich bei dem Modellvorhaben um ein Forschungsprojekt für rund 200 Heroinabhängige und nicht um eine flächendeckende Abgabe handelt. „Was wir hier umsetzen, ist keine Legalisierung harter Drogen“, sagte die Senatorin und versprach, „wir werden das Modell vernünftig vorbereiten.“

Jetzt müsse in der Drogenpolitik das nachgeholt werden, was unter der alten Bundesregierung nicht möglich gewesen sei, sagte der SPD-Abgeordnete Martin Schäfer. Er forderte, den Versuch nicht nur auf Schwerstabhängige zu begrenzen, sondern das Spektrum der Teilnehmer zu vergrößern. Das erwartet auch der gesundheitspolitische Sprecher der GAL, Peter Zamory: „Ein hartes Stück Arbeit liegt vor uns.“ Vor allem die Frage der Finanzierung sei zu klären. Ein Teil der entstehenden Kosten müßte vom Bund getragen werden. Aber auch über die Form der Abgabe müsse man sich noch eingehend unterhalten.

Zamory legte auch Wert darauf, daß andere Drogenprojekte unter der kontrollierten Heroinabgabe nicht leiden dürften. So soll weiterhin auf niedrigschwellige Substitution gesetzt werden, denn sie mache erst die Sinnhaftigkeit des Heroinprogramms aus. „Nur wer kein Methadon bekommt, der bekommt Heroin.“

Für die CDU-Fraktion sprach sich Dietrich Wersich erwartungsgemäß gegen die Heroinfreigabe aus. „Kettenraucher behandelt man doch auch nicht mit Nikotin, Alkoholiker nicht mit Alkohol“, kritisierte er. Der Versuch werde nach Schätzungen bis zu sieben Millionen Mark kosten. Das sei Geld, das an anderer Stelle fehlen werde. Der Tag, an dem die Heroinabgabe eingeführt werde, so Wersich, sei ein Trauertag. Zamorys Kommentar dazu: „Trauern können wir um die Drogentoten, nicht um die Heroinabgabe.“ Eberhard Spohd