Kommentar
: Nobelhotels sponsern Obdachlose

■ Suppe wird zum heißen Hit

Was am Anfang wie eine einmalige Werbeveranstaltung für das Luxushotel Hilton aussah, wird nun möglicherweise zu einem ernsthaftem sozialen Engagement für Obdachlose: Während die Hilton- Direktorin am Montag Trebern hinter dem Bahnhof Zoo dampfende Suppe ausschenkte, kam sie über das traurige Los dieser Menschen ins Grübeln. Spontan versprach sie, die Aktion zu wiederholen. Doch das Hilton bleibt mit seiner Hilfsaktion nicht allein: Nun sieht sich auch das Viersternehotel Stuttgarter Hof aufgerufen „zu helfen“ und lädt 200 Obdachlose zur Erbsensuppe ein. Wenn jeder ein bißchen was tut, ist vielen geholfen, dachte sich die Direktion und nahm gestern den Kontakt zur Treberhilfe Berlin auf. Die hatte auch schon mit dem Hilton den Abend hinter dem Bahnhof Zoo organisiert.

Es wäre schnöde und zu einfach, das Engagement der Hotels als falsches und billiges Samaritertum abzutun. Schließlich würde nicht jedes Nobelhotel 200 Treber in seine eleganten Hallen bitten. Schließlich könnte die Angst, die teuer zahlenden Hotelgäste fühlten sich belästigt, größer sein als jede soziale Zuwendung.

Dennoch kann man die Suppenspende nur dann ernst nehmen, wenn die beiden Häuser mit ihrem „Social Sponsoring“ einen neuen Trend für ihre Branche setzen. Diese macht schließlich im allgemeinen gute Gewinne und hat eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung in dem Bereich bisher nicht übernommen.

Im Gegenteil: Die Berliner Tafel, die in Läden und Restaurants übriggebliebenes Essen für Bedürftige sammelt, klagt, daß nicht ein einziges Berliner Hotel das Engagement der Tafel regelmäßig unterstützt: Die Speisen wandern nach den Banketts schlicht in den Müll. Die Hotels verstecken sich, so berichtet die Gründerin der Berliner Tafel, Sabine Werth, hinter dem Gesetz zur Lebensmittelhygiene. Dabei darf der Verein laut Gesetz das Essen mitnehmen, das noch nicht aus der Küche herausgetragen wurde und bei dem das Verfallsdatum nicht überschritten ist. Beste Voraussetzungen für ein anhaltendes Engagement der Hoteliers. Dies würde nicht nur die Treber freuen, sondern auch die Luxusherbergen schmücken. Annette Rollmann